Es war eine der grössten Abstimmungskampagnen, welche die Umweltverbände wie Pro Natura, WWF oder Bird Life Schweiz zusammen gestemmt haben – die Bekämpfung des neuen Jagdgesetzes. Mithilfe eines Budgets von rund zwei Millionen Franken und einer starken Mobilisierung haben sie die Vorlage entgegen den Prognosen abgeschossen.
Für Pro-Natura-Zentralsekretär Urs Leugger ein wichtiger Erfolg: «Die Ablehnung des Jagdgesetzes ist ein wichtiger Sieg für die Natur und die Biodiversität in der Schweiz».
Klimakrise und Artenschwund als treibende Kraft
Der Erfolg kommt nicht von ungefähr: Seit Jahren verzeichnen gemässigte Umweltverbände einen deutlichen Mitgliederzuwachs. Klimakrise, Verstädterung und Artenschwund tragen ihren Teil dazu bei.
Beim WWF Schweiz stieg die Mitgliederzahl innert zehn Jahren um 35'000 auf 295'000. Bei Pro Natura gabs gar einen Zuwachs von 60'000 Mitgliedern auf total 170'000 im gleichen Zeitraum. Auch die Budgets lassen sich sehen. So stehen dem WWF jährlich rund 47 Millionen Franken zur Verfügung, bei Pro Natura sind es 25 Millionen.
Wirtschaftsverbände zittern
Da nimmt sich das Budget des Bauernverbandes, welcher erfolglos für das neue Jagdgesetz kämpfte, direkt bescheiden aus mit 17 Millionen Franken. Zudem sind die Mitgliederzahlen aufgrund des Bauernsterbens rückläufig. Heute gibt es noch rund 50'000 Bauernbetriebe.
Bauernverbandspräsident Markus Ritter gesteht denn auch ein: «Die Realitäten haben sich verschoben. Früher dachte man, die Wirtschaftsverbände seien gross und mächtig. Heute sieht man, dass die Umweltverbände dem in gar nichts nachstehen».
Die Umweltverbände sind mittlerweile sehr gut aufgestellt, sie haben viel Macht und vielleicht sogar mehr Geld als wir.
Der Respekt der Wirtschaftsverbände vor der politischen Schlagkraft der Umweltverbände ist gross, gerade auch im Hinblick auf die Konzernverantwortungs-Initiative. Das zeigt die Aussage von Monika Rühl, Direktorin von Economiesuisse, dem Dachverband der Schweizer Wirtschaft: «Man darf nicht mehr einfach von David gegen Goliath sprechen. Die Umweltverbände sind mittlerweile sehr gut aufgestellt, sie haben viel Macht und vielleicht sogar mehr Geld als wir».
Wegweisende Abstimmungen
Politologe Lukas Golder vom Meinungsforschungsinstitut GFS hat eine Erklärung für die jüngsten politischen Erfolge der Umweltverbände: «Sie haben eine klar definierte Strategie, sie sind gut vernetzt und verfügen über immer mehr Geld.» Die Wirtschaftsverbände sind gewarnt. Demnächst stehen weitere wichtige umwelt- und gesellschaftspolitische Abstimmungen an, nebst der Konzernverantwortungs-Initiative etwa auch die Trinkwasser- und die Pestizidverbots-Initiative.
Wir müssen unsere Mitglieder besser mobilisieren, etwa per Mail oder per SMS.
Für Bauernverbands-Präsident Ritter ist klar: «Wir müssen unsere Mitglieder besser mobilisieren, etwa per Mail oder per SMS». Man dürfe die Macht der Umweltverbände nicht noch einmal unterschätzen. Sonst könne es wieder eine unliebsame Überraschung geben bei den nächsten Abstimmungen.