Gesunde Ernährung verlängert das Leben. Umgekehrt verkürzt ungesunde Ernährung das Leben. Etwa 11 Millionen Menschen sterben pro Jahr, weil sie zu viel Süsses, zu viel Fettiges, zu viele Fertigprodukte und zu wenig frisches Obst und Gemüse essen. Die Folgen sind Herz-Kreislauf-Krankheiten, Diabetes oder auch Krebs. Ein Problem dabei ist, dass gesunde Lebensmittel teuer sind.
Gesunde Ernährung dürfe aber kein Privileg von Reichen sein, stellt Béatrice Conde-Petit klar. Die Lebensmittel-Ingenieurin ist Chefin des «Future of Food»-Programms des Schweizer Maschinenbauers Bühler. Doch sie warnt: Die Gefahr bestehe durchaus. «Wenn alles falsch läuft, haben wir eine geteilte Welt; Gewinner und Verlierer. Und wir sind auf dem Weg dorthin», sagt sie.
Ist Bio gesünder und teurer?
Seine Produkte seien gesund und gut für Mensch und Umwelt, weil biologisch, sagt Urs Brändli, der Präsident von Biosuisse. Und: Sie seien nicht massiv teurer als konventionelle Produkte. Das zeigten Preisvergleiche des Bundesamtes für Landwirtschaft.
«Sie gehen regelmässig einkaufen und vergleichen die Einkaufskörbe. Da wird Bio eingekauft und da wird konventionell eingekauft – und der Mehrpreis ist bei Bio-Produkten tatsächlich beträchtlich. Aufs Jahr hochgerechnet macht es für eine vierköpfige Familie 800 Franken pro Jahr aus», sagt Brändli. Das sei zwar viel Geld für ein dünnes Portmonee, aber auch eine Frage von Prioritäten. Wer verarbeitete Produkte kaufe, bezahle mehr. Denn jeder Teil in der Wertschöpfungskette generiere Kosten, sagt er.
Es gibt keine wissenschaftlichen Grundlagen, die sagen, dass Bio gesünder sei.
Eva Reinhard setzt sich als Chefin von Agroscope ein für eine gesicherte Ernährung einer stets wachsenden Bevölkerung. Und sie kontert: Gute Ernährung müsse nicht zwingend Bio sein. «Wenn ich rein auf die Gesundheit schaue, gibt es keine wissenschaftlichen Grundlagen, die wirklich sagen, dass Bio gesünder sei. Vielleicht für die Umwelt in einzelnen Aspekten. Aber für den menschlichen Organismus haben wir keine solchen Belege.»
Der Bioanbau habe auch ein Problem, nämlich kleinere Erträge. Und weil künftig auf gleich grossen Flächen mehr Ertrag für mehr Menschen erzielt werden müsse, gehe die Bio-Rechnung nicht auf. Gentechnik könne da sicherere Erträge bieten.
Sind Nahrungsmittel aus Tanks die Zukunft?
Eine andere Rechnung macht Claudio Beretta. Der Foodwaste-Spezialist verweist auf die Produktpreise in den Läden. Diese würden nicht die realen Kosten widerspiegeln, mahnt er. Folgekosten für Umweltzerstörung, Verschwendung oder höhere Gesundheitskosten müssten mit eingerechnet werden. «Wenn nur ökologische Produkte angeboten würden, wäre das gesamtgesellschaftlich billiger. Jetzt haben wir viele externe Kosten, die die Allgemeinheit bezahlt – auch die Armen.»
Um günstig genügend gesunde Lebensmittel zu produzieren, biete modernste Technologie einen Lösungsansatz, ist Béatrice Conde-Petit von Bühler überzeugt. «Das Ackerland der Zukunft ist der Tank. Es können Hefe, Mikroalgen oder pflanzliche Zellen in einem Fermentationstank zum Wachsen angeregt werden. Mikroalgen haben das Potenzial sechsmal mehr Biomasse zu liefern als terrestrische Pflanzen. Man kann sie auch in Teigwaren einsetzen – das Potenzial für Nahrungsmittelproduktion ist riesig.»
Nahrungsmittel aus Tanks oder Indoor-Anlagen – für Tiere oder direkt für Menschen. Die Ansätze der Fachleute sind unterschiedlich, das Ziel ist das gleiche: Die Menschen auch künftig gut ernähren zu können.