Der Kontrast ist markant: Während im jurassischen Haute-Sorne ein Geothermieprojekt aufs Äusserste bekämpft wird, zeigt sich die Bevölkerung des luzernischen Inwil auffallend aufgeschlossen.
Am Montagabend haben da die Centralschweizerischen Kraftwerke CKW über ein geplantes Kraftwerk informiert. Es soll Strom für 4000 Haushalte und Heizwärme für 6500 liefern. Kostenpunkt: Rund 70 Millionen Franken.
Gut besuchte Infoveranstaltung
Die Energie dafür kommt aus der Erde – mittels Geothermie eben. Die CKW planen, über vier Kilometer tief in die Erde zu bohren. In dieser Tiefe hat das Wasser eine Temperatur von zirka 140 Grad. Entsprechend effizient lasse sich daraus Energie gewinnen.
Der Informationsabend in Inwil war gut besucht, zirka 300 Leute hatten sich eingefunden. Der Grundtenor dem Projekt gegenüber war ein vorsichtig positiver. «Ich finde es grundsätzlich sinnvoll und würde das Projekt wahrscheinlich unterstützen», sagte etwa ein Mann.
Ein anderer meinte: «Der erste Eindruck ist gut, es sollten aber noch mehr Informationen kommen.» Und eine Frau sagte pragmatisch: «Nach dem AKW-Ausstieg muss halt etwas gehen.» Irgendwoher müsse die viele Energie ja kommen, die wir verbrauchen.
Widerstand im Jura
Diese nüchterne und sachliche Einstellung gegenüber einem Geothermieprojekt ist erstaunlich. Vor 10 Jahren machte die Technologie Schlagzeilen, weil Bohrungen in Basel und St. Gallen kleinere Erdbeben auslösten. Beide Projekte wurden eingestellt. Viele Menschen verbinden die Geothermie mit solchen Meldungen.
In der Gemeinde Haute-Sorne im Kanton Jura stösst ein ähnliches Projekt wegen der Angst vor Erdbeben auf grossen Widerstand. Obwohl alle rechtlichen Mittel ausgeschöpft sind und das Bundesgericht grünes Licht gegeben hat, geben die Gegner nicht auf. Der kantonale Umweltminister erhielt gar Morddrohungen deswegen.
Frühe Informationen und geeigneter Standort
Was also ist anders in Inwil, dass die Bevölkerung so gelassen reagiert? Gemeindepräsident Dominik Ulrich, der das Projekt unterstützt, hat eine Vermutung: «Es wurde schon früh informiert.»
Die Projektverantwortlichen haben die Erdbebenproblematik bereits vor einem Monat angesprochen und versichert, dass dieses Risiko mittlerweile deutlich kleiner sei. Ausserdem versprechen sie, die Inwilerinnen und Inwiler auch bei der weiteren Projektentwicklung miteinzubeziehen.
Ein anderer Grund könnte der Standort sein. Das Kraftwerk soll in der Nähe einer Autobahnraststätte entstehen, fernab des Siedlungsgebietes. Dies ist gleichzeitig nahe der Kehrichtverbrennungsanlage in Perlen, die auch Heizenergie liefert. Der Anschluss ans Fernwärmenetz wäre ohne grosse Hindernisse möglich. Der Standort ergibt also auch logistisch Sinn.
Abstimmung in zwei Jahren
Bei der CKW freut man sich über die positive Grundstimmung in der Bevölkerung. «Es bestärkt uns, das Projekt weiterzuführen», sagt Projektleiter Jost Bucher. Wobei: Widerstand ist trotzdem noch möglich. Viele Besucherinnen und Besucher wollten noch kein abschliessendes Urteil zum Projekt fällen. Dafür fehlten noch einige Informationen.
Diese folgen spätestens, wenn die Inwilerinnen und Inwiler über die nötige Umzonung abstimmen. Sie kommt voraussichtlich 2025 an die Urne. Betriebsstart wäre dann frühstens im Jahr 2029. Vorausgesetzt natürlich, die Bevölkerung bleibt gelassen.