Das AKW Mühleberg liefert rund fünf Prozent des Schweizer Stroms. In zehn Tagen wird es abgeschaltet – und andere Energielieferanten müssen einspringen. Eine Hoffnung liegt bei der Photovoltaik.
Doch deren Ausbau harzt. Weil Kleinproduzenten für ihren Strom, den sie ins Netz einspeisen, nur ein paar Rappen Vergütung bekommen. Und in den letzten Jahren ist diese Vergütung tendenziell kleiner geworden bzw. verharrt auf tiefem Niveau. Es gibt dabei keinen einheitlichen Tarif, weil jedes Elektrizitätswerk in der Schweiz seine Einspeisetarife selber festlegen kann.
Ernüchterung im Berner Oberland
Landwirt Beat Zbinden im Gantrisch ist ein Kleinproduzent. Er will seinen Strom selber produzieren. «Der Anstoss war sicher auch der Atomausstieg. Aber es musste sich unter dem Strich auch rechnen», sagt er rückblickend. Sein Hausdach ist mit einer Solaranlage bestückt, die ihm Strom z.B. für seinen Heukran oder die Waschanlage der Melkmaschine liefert. Der Eigenverbrauch bei Zbinden liegt zwischen 50 und 60 Prozent.
Trotzdem: Es gibt Zeiten, da produziert seine Anlage mehr Strom als er verbrauchen kann. Und er ist gezwungen, Strom ins Netz einzuspeisen. «Der Preis ist in den letzten Jahren dermassen zusammengesackt, dass es sich fast nicht mehr rechnet», zieht Beat Zbinden Bilanz, wenn er an den Einspeisetarif denkt.
Batterien seien für ihn keine Lösung. Und die aktuellen Systeme seien für seine Bedürfnisse technisch noch nicht auf der Höhe bzw. schlicht zu teuer, sagt er. Mit einem Herkunftsnachweis, einem Zertifikat für nachhaltige Stromerzeugung, könnte er seine Bilanz optimieren. Bis jetzt hat er sich aber nicht für das System angemeldet. Selbst wenn, ginge die Rechnung gegenüber der Kalkulation aus der Planungsphase immer noch nicht ganz auf. Beat Zbinden ist ernüchtert.
Aufbruchstimmung in Walenstadt
Anders sieht es bei Peter Stutz in Walenstadt (SG) aus. Auch er ist Solarstromproduzent. Der Unterschied: Peter Stutz kann seinen überschüssigen Strom in der Nachbarschaft verkaufen und muss ihn nicht ins Netz einspeisen. Als Teil des Projektes Quartierstrom der ETH Zürich ist das für ihn aktuell möglich.
Was sich schon jetzt zeigt: Der Eigenverbrauch im Quartier hat sich stark erhöht. Eine Folge auch des angepassten Verhaltens: «Jetzt nutzen wir Geschirrspüler und Waschmaschine dann, wenn die Sonne scheint. Der grösste Prozess hat also in den Köpfen stattgefunden», sagt Peter Stutz.
Eine Herausforderung für die ETH
Anselma Wörner aus dem Projektleitungsteam der ETH Zürich sieht noch weitere Vorteile: «Die Leute verstehen jetzt besser, wie Stromverbrauch und Produktion funktionieren und in Abhängigkeit zueinander stehen.» Bis es so weit war, musste aber technisch aufgerüstet werden mit «Strom-Computern», sogenannten Smart Metern.
Damit klar ist, wer wem wann wie viel Strom verkauft oder abnimmt. «Ein System wie Walenstadt ist technisch herausfordern», sagt Anselma Wörner. Bis es in der ganzen Schweiz funktionieren würde, müsste noch einiges passieren, bilanziert die ETH-Expertin.