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Warum es mit dem Solarstrom harzt
Aus Kassensturz vom 10.12.2019.
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Erneuerbare Energie Photovoltaik – der Ausbau harzt

Solaranlagen werden günstiger. Trotzdem: Der Zuwachs an Anlagen könnte grösser sein. Die Energieziele werden so nur schwer erreicht.

Das AKW Mühleberg liefert rund fünf Prozent des Schweizer Stroms. In zehn Tagen wird es abgeschaltet – und andere Energielieferanten müssen einspringen. Eine Hoffnung liegt bei der Photovoltaik.

Doch deren Ausbau harzt. Weil Kleinproduzenten für ihren Strom, den sie ins Netz einspeisen, nur ein paar Rappen Vergütung bekommen. Und in den letzten Jahren ist diese Vergütung tendenziell kleiner geworden bzw. verharrt auf tiefem Niveau. Es gibt dabei keinen einheitlichen Tarif, weil jedes Elektrizitätswerk in der Schweiz seine Einspeisetarife selber festlegen kann.

Ernüchterung im Berner Oberland

Landwirt Beat Zbinden im Gantrisch ist ein Kleinproduzent. Er will seinen Strom selber produzieren. «Der Anstoss war sicher auch der Atomausstieg. Aber es musste sich unter dem Strich auch rechnen», sagt er rückblickend. Sein Hausdach ist mit einer Solaranlage bestückt, die ihm Strom z.B. für seinen Heukran oder die Waschanlage der Melkmaschine liefert. Der Eigenverbrauch bei Zbinden liegt zwischen 50 und 60 Prozent.

Trotzdem: Es gibt Zeiten, da produziert seine Anlage mehr Strom als er verbrauchen kann. Und er ist gezwungen, Strom ins Netz einzuspeisen. «Der Preis ist in den letzten Jahren dermassen zusammengesackt, dass es sich fast nicht mehr rechnet», zieht Beat Zbinden Bilanz, wenn er an den Einspeisetarif denkt.

Haus mit Panels auf dem Dach
Legende: Seit dem Bau der Solar-Anlage 2014 hat sich der Einspeisetarif halbiert, mit dem Beat Zbinden heute kalkulieren muss. SRF

Batterien seien für ihn keine Lösung. Und die aktuellen Systeme seien für seine Bedürfnisse technisch noch nicht auf der Höhe bzw. schlicht zu teuer, sagt er. Mit einem Herkunftsnachweis, einem Zertifikat für nachhaltige Stromerzeugung, könnte er seine Bilanz optimieren. Bis jetzt hat er sich aber nicht für das System angemeldet. Selbst wenn, ginge die Rechnung gegenüber der Kalkulation aus der Planungsphase immer noch nicht ganz auf. Beat Zbinden ist ernüchtert.

Legende:
Inländische Elektrizitätsproduktion 2018 Anteil in Prozent. Bundesamt für Energie

Aufbruchstimmung in Walenstadt

Anders sieht es bei Peter Stutz in Walenstadt (SG) aus. Auch er ist Solarstromproduzent. Der Unterschied: Peter Stutz kann seinen überschüssigen Strom in der Nachbarschaft verkaufen und muss ihn nicht ins Netz einspeisen. Als Teil des Projektes Quartierstrom der ETH Zürich ist das für ihn aktuell möglich.

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Für Rentner Peter Stutz fand ein grosses Umdenken statt.
Aus Kassensturz vom 10.12.2019.
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Was sich schon jetzt zeigt: Der Eigenverbrauch im Quartier hat sich stark erhöht. Eine Folge auch des angepassten Verhaltens: «Jetzt nutzen wir Geschirrspüler und Waschmaschine dann, wenn die Sonne scheint. Der grösste Prozess hat also in den Köpfen stattgefunden», sagt Peter Stutz.

Projekt Quartierstrom

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37 Parteien produzieren und konsumieren in Walenstadt (SG) Strom. Produzenten können den Strom selber konsumieren, die eigenen Batterien damit laden oder überschüssigen Strom im Quartier anbieten. Da funktioniert es dann ähnlich einer Börse: Die Produzenten bieten ihren Strom zu einem bestimmten Preis feil. Und die Konsumenten können einen Preis angeben, den sie bereit sind für den Strom zu bezahlen. Trifft man sich, kommt der Stromdeal zustande. Zum Vorteil beider: Produzenten bekommen mehr Geld, als wenn sie den Strom ins Netz einspeisen würden. Und die Konsumenten bezahlen so weniger, als wenn sie den Strom aus dem Netz beziehen würden.

Der Versuch, Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen findet aktuell unter der Aufsicht der ETH Zürich statt und ist vorerst auf ein Jahr beschränkt. Momentan ist beim Bundesamt für Energie eine Anfrage nach Verlängerung hängig. Der Entscheid sollte in den nächsten Wochen fallen.

Eine Herausforderung für die ETH

Anselma Wörner aus dem Projektleitungsteam der ETH Zürich sieht noch weitere Vorteile: «Die Leute verstehen jetzt besser, wie Stromverbrauch und Produktion funktionieren und in Abhängigkeit zueinander stehen.» Bis es so weit war, musste aber technisch aufgerüstet werden mit «Strom-Computern», sogenannten Smart Metern.

Das sagt das Bundesamt für Energie

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BFE-Vizedirektor Daniel Büchel, zuständig für erneuerbare Energien, nimmt im Gespräch mit Ueli Schmezer, Moderator «Kassensturz», Stellung:

Das BFE ist optimistisch, dass der Weg, den man eingeschlagen habe, der richtige sei. Aber es sei auch klar, dass es noch zusätzliche und vertiefte Anstrengungen brauche, damit die hochgesteckten Ziele erreicht würden.

Gegenüber dem Projekt Quartierstrom, Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen, einem Leuchtturmprojekt des BFE, äusserst sich das BFE ebenfalls äusserst positiv.

Damit klar ist, wer wem wann wie viel Strom verkauft oder abnimmt. «Ein System wie Walenstadt ist technisch herausfordern», sagt Anselma Wörner. Bis es in der ganzen Schweiz funktionieren würde, müsste noch einiges passieren, bilanziert die ETH-Expertin.

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Warum es mit dem Solarstrom harzt
aus Espresso vom 10.12.2019. Bild: Colourbox
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