Die Idee ist simpel: Wer kein eigenes Dach hat, soll trotzdem Solarpanels kaufen und besitzen können – einfach auf einem fremden Dach. Mit dieser Idee hat der Berner Aurel Schmid sein Start-up-Unternehmen Solarify gegründet.
Die Firma gibt es seit drei Jahren. Bereits hat Schmid mehrere Anlagen gebaut und die Panels an rund 200 verschiedene Kunden verkauft. «Wir haben eine Warteliste mit Käufern», sagt der Jungunternehmer. Auch die jüngste Anlage auf einem Schulgebäude im Berner Breitenrainquartier ist bereits verkauft, so Schmid: «Es waren meist Leute aus dem Quartier, die sich hier engagiert haben.» Doch er habe Käufer aus der ganzen Schweiz.
Abrechnung alle paar Monate
Wer für einen Preis von 400 bis 600 Franken ein Panel kauft, wird Stromproduzent. Alle paar Monate wird dem Besitzer der Erlös überwiesen. Meistens wird der Strom dort verbraucht, wo er produziert wird, nämlich gleich im Haus, auf dessen Dach die Anlage steht.
Zum Beispiel bei Xaver Dürig. Der Inhaber einer Schreinerei in Bern hat sein Dach zur Verfügung gestellt: «Ich wollte nicht so viel Geld auf einmal ausgeben für eine eigene Anlage. Mit Solarify habe ich einen Partner gefunden, der mir die Investoren sucht, um die Anlage trotzdem zu bauen.» Jetzt kauft Dürig den vielen Kleininvestoren auf seinem Dach den Solarstrom ab für seine Fräsen und Sägen in der Schreinerei – mit einem Rabatt gegenüber dem Marktpreis.
Lokaler Strom
Genau hier liege denn auch ein Vorteil des Modells, sagt David Stickelberger vom Fachverband Swissolar: «Für die Energiewende bringen solche Geschäftsideen viel. So können weitere Dächer für Solarstromproduktionen erschlossen werden. Gerade die Besitzer von Gewerbegebäuden sind oftmals nicht in der Lage, grosse Anlagen anzuschaffen.»
Einen Vorteil sieht Stickelberger auch in den Köpfen der Panelkäufer: «Sie setzen sich mit der Stromproduktion und dem Stromverbrauch auseinander.»
Zu wenig Dächer
Doch auch wenn das Geschäft von Solarify einigermassen boomt: So schnell wächst die Firma nicht. Das Problem ist, dass Schmid nur wenige Dächer findet: «Einigen Besitzern ist der Zeithorizont zu lang. Sie wollen sich Optionen offenhalten und ihre Dächer nicht für 30 Jahre hergeben.» Bei anderen Dächern stimme die Statik nicht. Oder aber die Besitzer wollen dann doch eine eigene Anlage erstellen. Vierzig Dächer prüft Aurel Schmid im Moment. Nur auf einem Bruchteil dürfte schliesslich eine Anlage entstehen.
Für Firmengründer Aurel Schmid geht es bei seiner Idee auch um die Energiewende: «Sie kann nur gelingen, wenn wir anders Strom produzieren, dezentraler, am Ort des Verbrauches.» Und so sucht der Berner Oberländer weiter nach geeigneten Dächern.