Strom anstatt Jura-Kalkstein soll in ein paar Jahren aus dem Steinbruch Vorberg im solothurnischen Egerkingen kommen. Nach über 100 Jahren wird der Steinabbruch Ende 2027 eingestellt. Nun plant die Gemeinde die künftige Nutzung. Der Vorschlag der Einwohner- und die Bürgergemeinde: Ein Teil soll zum Erholungsgebiet umfunktioniert werden mit Hütte, Spielplatz und Grillstelle. Auf dem anderen, rund 5000 Quadratmeter grossen, Teil soll eine Photovoltaikanlage gebaut werden.
Die Solarpanels sollen am Boden und nicht an den Felswänden montiert werden, erklärt Gemeindepräsidentin Johanna Bartholdi. Von ausserhalb des Steinbruchs wäre die Anlage kaum sichtbar, hätten Abklärungen ergeben. Weil die Panels nicht an den Wänden aufgestellt werden sollen, gebe es auch keinen Blend-Effekt. Ein wichtiger Punkt, da in der Nähe die Autobahn A1 durchführt.
20 Prozent des Strombedarfs decken
Lohnt sich denn eine solche Anlage am Jurasüdfuss, wo es vor allem im Herbst und Winter oft neblig ist und die Sonne wenig scheint? Ja, sagt Johanna Bartholdi. Laut den ersten Abklärungen gehe man von über zwei Gigawattstunden Strom im Jahr aus. Das entspreche 15 bis 20 Prozent des Strombedarfs der Gemeinde Egerkingen.
Noch nicht entschieden ist, was mit dem Strom aus den Solaranlagen passieren würde. Er könnte ins Elektrizitätsnetz eingespiesen oder zu CO2-neutralem Wasserstoff umgewandelt werden. Laut der Studie würde die Anlage nach fünf bis zehn Jahren Ertrag abwerfen. Die Bevölkerung von Egerkingen kann sich nun im Mitwirkungsverfahren zu den Plänen äussern.
Anlage in Graubünden läuft bereits
Strom aus dem Steinbruch wird bereits im Kanton Graubünden erzeugt. In Felsberg wurde 2020 eine Photovoltaikanlage eingeweiht, die sich in einem stillgelegten Steinbruch befindet. Es ist laut eigenen Angaben die grösste Solaranlage Graubündens. Die Anlage des Unternehmens Rhiienergie soll im Durchschnitt jährlich 1.6 Gigawattstunden Strom liefern, der Bedarf von 450 Haushalten.
Auch am Walensee war eine grosse Solaranlage in einem ehemaligen Steinbruch geplant. Die Anlage in Quinten SG hätte eine der grössten der Schweiz werden sollen. Ab 2015 liefen Tests. Die Reflexion des Sonnenlichts im See war allerdings zu wenig gross. Zudem war die Anlage landschaftschützerisch umstritten.