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Erntehelfer aus Osteuropa «Schweizer arbeiten nicht zu diesem Lohn»

Auf den Schweizer Spargelhöfen werden jetzt Spargeln gestochen. Auch ausgebildete Fachkräfte aus Polen helfen mit – Schweizer Löhne locken sie an. Im Interview spricht der Produktionsleiter eines Spargelbetriebs über die Erntesaison.

  • Die Spargelernte ist in vollem Gange. Das bedeutet Arbeit für die Erntehelfer aus Osteuropa.
  • Für gut 3000 Franken pro Monat stehen die Arbeiter mindestens zwölf Stunden pro Tag auf dem Feld.
  • Erntehelfer ist auch der 20-jährige, ausgebildete Schreiner Jacek Sikora. Als Spargelstecher verdient er in der Schweiz das Dreifache seines Lohns in Polen.
  • Auch die Ökonomin Agnieszka Bulikowska arbeitet mit ihrem Mann auf einem Schweizer Spargelhof. Sie will Geld verdienen, um einst in Polen ein Haus zu kaufen.

Auf einem Spargelhof im Zürcherischen Rafz leitet Raphael Peterhans die Produktion. SRF-Reporterin Anna Lemmenmeier hat ihn dort besucht.

SRF News: Raphael Peterhans, ab wann werden im Schweizer Detailhandel Spargeln verkauft?

Raphael Peterhans: Schon vor der Spargelsaison werden sehr viele Spargeln aus dem Ausland verkauft, teilweise schon seit Januar. Generell sind Spargeln aus dem Ausland viel günstiger. Das führt dazu, dass grosse Mengen schon vor und dann auch während der Schweizer Saison aus dem Ausland konsumiert werden. Aber erst mit dem wärmeren Wetter nimmt die Nachfrage richtig zu.

Haben die Schweizer also gar keine Lust mehr auf Spargeln, wenn die einheimischen Spargeln endlich so weit sind?

Keine Lust ist vielleicht falsch gesagt. Aber die meisten haben sicher schon mal Spargeln gegessen und wechseln – anstatt nur die Schweizer Spargeln zu kaufen – auch einmal auf die günstigeren aus dem Ausland.

Warum sind denn die Schweizer Spargeln so viel teurer?

Bei Spezialkulturen ist Arbeit der mit Abstand höchste Kostenfaktor.

Wie in allen Bereichen der Schweizer Wirtschaft ist Arbeit auch in der Landwirtschaft ein sehr hoher Kostenfaktor. Bei Spezialkulturen wie der Spargelproduktion ist Arbeit sogar mit Abstand der höchste Kostenaktor. Wir bezahlen unseren Leuten den Lohn, der von der Landwirtschaft empfohlen wird – im Vergleich zum Ausland ist das ein sehr hoher Lohn.

Im Vergleich zur Schweiz aber ein sehr tiefer Lohn, nämlich 3210 Franken. Bei Ihnen arbeiten vor allem Polen – würden Schweizer diese Arbeit für diesen Lohn einfach nicht machen?

Wir haben Mühe, Schweizer zu finden, die für diesen Lohn arbeiten. Gerade bei solchen monotonen Arbeiten, die tagtäglich die gleichen Aufgaben beinhalten und lange Arbeitstage bedeuten, gestaltet sich die Suche nach inländischen Arbeitskräften sehr schwierig.

Dieses Jahr hat die Spargelsaison sehr früh begonnen. Ist das gut oder schlecht für die Schweizer Spargelproduzenten?

Frühlingswetter weckt die Lust auf Spargeln.

Frühlingswetter weckt die Lust auf Gesundes und Frisches aus einheimischer Produktion. Wir sind froh, dass wir dieses Jahr früh mit der Ernte beginnen konnten und sind deshalb sehr zufrieden mit dem Beginn dieser Spargelsaison.

Es birgt aber auch das Risiko eines Frosteinbruchs, wie sich in diesen Tagen gezeigt hat.

Ja, wir haben immer ein wenig Angst vor dieser Kälte. Bei den weissen Spargeln ist es nicht so schlimm. Dort rechnen wir nicht mit einem Ertragsverlust, sondern nur mit einer Ertragsreduktion. Aber bei den Grünspargeln könnten wir kurzfristig keine Ernte haben und bei den Beeren kann es gar zu langfristigen Ertragsausfällen kommen.

Das Gespräch führte Anna Lemmenmeier.

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