Wie der «Blick» berichtet, drohen Unbekannte seit dem Wochenende per Mail ihren Opfern – unter ihnen mehrere Politiker –, in deren Namen belastende Inhalte zu verschicken, etwa Kinderpornos oder rassistische Äusserungen.
Wie geht man mit solchen Mails um? Antworten auf diese Frage gibt in der Schweiz Melani, die Melde- und Analysestelle Informationssicherung.
Reine Angstmacherei
«Wir haben bis heute Morgen drei Meldungen erhalten», sagt Pascal Lamia, Leiter der Meldestelle Melani. Von einem Cyberangriff könne in diesem Fall aber keine Rede sein: «Das ist ganz klar nur eine Erpressung.» Man habe die angehängte PDF-Datei analysiert und es stecke kein Trojaner dahinter.
Lamia findet es aber richtig, dass solche Erpressungsversuche publik gemacht werden. So könne man die Bevölkerung sensibilisieren: «Es ist gut, dass man solche Sachen rasch öffentlich macht, dass man darauf hinweist und nicht auf Panik macht.» Wenn man direkt betroffen sei, solle man sich eine Anzeige gegen unbekannt überlegen. «Dann kann man offiziell ermitteln.»
Bloss kein Geld überweisen
Nach einer Anzeige werden Erpresser-Mails von der Polizei weiter verfolgt. Das Wichtigste vor der Anzeige ist aber: Auf gar keinen Fall Geld überweisen!
Für die Melde- und Analysestelle Melani sind solche Erpressungsversuche via Mail nichts Aussergewöhnliches. Auch diese neuesten Fälle werden weiterhin genau beobachtet. «Wir behalten das bei uns auf dem Radar», sagt Lamia.
Vielleicht ändert sich der Fall in zwei Tagen, falls wirklich im Namen von Politikern Kinderpornografie verbreitet wird.
Melani ist ein Kooperationsmodell mit dem Informatiksteuerungsorgan und dem Nachrichtendienst des Bundes. Die Meldestelle arbeitet aber auch eng mit den Strafverfolgungsbehörden zusammen, zum Beispiel mit dem Fedpol. «Wir halten uns laufend auf dem neuesten Stand der Informationen», so Lamia.
Abwarten, was passiert
Vorläufig sieht er noch keinen Grund, weitere Untersuchungen einzuleiten. Aber das kann sich ändern. Es komme nun darauf an, wie sich diese Erpressungsversuche weiter entwickeln, sagt Lamia. Das werde sich in den nächsten Tagen zeigen: «Vielleicht ändert sich der Fall in zwei Tagen, falls wirklich im Namen von Politikern Kinderpornografie verbreitet wird.»
Dann müsse man mit den Betroffenen schauen, ob sie Anzeige einreichen oder ob der Staat ein Eigeninteresse daran hat, aktiv zu werden. Das müsse man situativ betrachten, so der Leiter der Melde- und Analysestelle Melani.