Seit dem ersten Wahlgang vom 3. März war Mustafa Atici klarer Favorit als Nachfolger für den Sitz, der mit Beat Jans’ Wahl in den Bundesrat frei wurde. Dies aus drei Gründen: Der Sozialdemokrat hatte damals trotz Konkurrenz aus dem eigenen Lager – eines Grünen – klar am meisten Stimmen geholt und Herausforderer Luca Urgese von der FDP unerwartet deutlich distanziert.
Zudem ist seine Partei, die SP, klar grösste Partei im Stadtkanton – und frei wurde eben ein Sitz, den ein SP-Mann zuvor innehatte. Und nach dem Rückzug des Grünen durfte er auf eine geschlossene links-grüne Wählerschaft hoffen.
Urgese schärfte sein Profil im Zweikampf
Trotzdem wurde der zweite Wahlgang kein Spaziergang für Atici; der Vorsprung fiel am Ende kleiner aus. Atici musste teils für ausweichende Aussagen Kritik einstecken. Und gelegentlich wurde eine gewisse Skepsis spürbar, ob Basel-Stadt wirklich bereit sei für einen Regierungsrat mit türkischem Namen und Akzent.
Vor allem aber konnte Urgese in wenigen Wochen Wahlkampf zählbar zulegen; er schärfte mit klaren Positionen sein Profil. Geholfen hat ihm dabei auch, dass er nun nicht gegen mehrere Konkurrenten und auch nicht mehr im Verbund mit seinem Liberalen Kollegen und Präsidiums-Kandidaten Conradin Cramer antrat, sondern alleine gegen Atici.
Zudem legten sich Urgeses vereinigte bürgerliche Wahlhelfenden mächtig ins Zeug – sein Lager konnte besser mobilisieren. Diese bürgerliche Zusammenarbeit inklusive SVP war erstmals seit acht Jahren wieder zustande gekommen.
Aticis Biografie macht Erfolg historisch
Trotz der Niederlage dürfte Urgeses Aufholjagd bei dieser Ersatzwahl die Basler Bürgerlichen ermutigen, ihr Bündnis für die Gesamterneuerungswahlen vom 20. Oktober weiterzuführen. Gemeinsames Ziel bleibt, die Regierungsmehrheit zurückzuerobern, die sie vor 20 Jahren verloren hatten.
Mit Atici hat es jemand ins Regierungsamt geschafft, der erst als Erwachsener in die Schweiz kam. Das ist nach wie vor sehr selten in diesem Land. Und mit seinen kurdischen Wurzeln ist Aticis Erfolg in Basel-Stadt historisch – und ein Signal hinaus in die Schweiz.