Zwei Frauen, zwei politische Linien, ein Sitz – die Ersatzwahl für den Ständerat des Kantons St. Gallen entscheidet die SVP für sich. Esther Friedli erhielt im zweiten Wahlgang mehr Stimmen als ihre SP-Kontrahentin Barbara Gysi und eroberte so zum ersten Mal in der Geschichte einen St. Galler Ständeratssitz für die SVP. Das Resultat zwischen den beiden Nationalrätinnen fällt sehr deutlich aus: Friedli holt 70'449 Stimmen, Gysi 45'293 Stimmen.
Bereits im ersten Wahlgang am 12. März erhielt Friedli die meisten Stimmen und ging daher als Favoritin in den zweiten Wahlgang. Sie konnte neben der Unterstützung der eigenen Partei auch auf die Stimmen der FDP zählen. Diese zog sich in Person von Susanne Vincenz-Stauffacher zurück, obwohl die FDP-Kandidatin im ersten Wahlgang das zweitbeste Resultat hinter Friedli erzielen konnte.
Greift die SP im Herbst wieder an?
Neben der strahlenden Siegerin Esther Friedli sieht die Stimmung bei der SP düsterer aus. Mit Barbara Gysi schickten die Linken eine erfahrene Politikerin ins Rennen, um den Sitz zu verteidigen, der nach dem Rücktritt von Paul Rechsteiner (SP) frei wurde. Ein Unterfangen, das trotz der Stimmen der Grünen und von Teilen der politischen Mitte zum Scheitern verurteilt war.
Eine Möglichkeit, den Sitz wieder anzugreifen, hat die SP bereits im Herbst. Verliererin Gysi kündigte bereits an: «Für mich ist klar, dass wir wieder antreten.» An den Nationalen Wahlen stehen die Erneuerungswahlen auch in St. Gallen und auch im Ständerat wieder an. Dies, weil es sich bei der heutigen Wahl lediglich um eine Ersatzwahl handelte.
Bis am 22. Oktober heissen die Ständeratsmitglieder des Kantons St. Gallen erst einmal Benedikt Würth (Mitte) und Esther Friedli. Für Friedli rutscht Michael Götte in den Nationalrat nach.