Beziehungen zur EU: «Es gilt den bilateralen Weg auszubauen», sagte Cassis und bekannte sich damit klar zum eingeschlagenen Weg des Bundesrates. Ob dies per umstrittenem Rahmenabkommen mit der EU passieren soll, sei für ihn jedoch unklar. Cassis störte sich vor allem am Wort Rahmenabkommen, das eine Symbolik bekommen habe, die so für die Debatte nicht förderlich sei. «Dieses Wort ist vergiftet», so Cassis.
Vertreter des Tessins: Auf die Frage, wie er das Tessin im Bundesrat vertreten wolle, reagierte Cassis emotional: «Hören Sie mit dieser Frage auf! Sie würden einen Deutschschweizer Bundesrat auch nicht fragen, wie er die deutsche Schweiz vertreten will.» Trotz seiner Abneigung gegenüber dieser Frage beantwortete er sie dann doch noch. Er könne sein Know-How einbringen, wie man mit Italien verhandle, einem wichtigen Partner.
Departements-Verteilung: Dazu wollte sich Cassis nicht konkret äussern. Es sei einfach zu früh, darüber zu diskutieren. Man solle ihn in fünf Tagen nochmals fragen. Der Bundesratssprecher André Simonazzi erinnerte daran, dass der Bundesrat die Departemente diesen Freitag verteilen will. «Ich bin offen, welche Herausforderung auch immer kommt», so Cassis.
Politische Ausrichtung: «Ich werde mich für dieses Land einsetzen und meiner Partei und meiner Ideologie treu bleiben.» Wiederholt betonte Cassis, dass er seine freisinnigen Überzeugungen in den Bundesrat einbringen wolle. Er sei jedoch auch offen für andere Meinungen und halte an seiner eigenen nicht immer stur fest. «Wenn wir vorwärtskommen wollen, müssen wir Andersdenkende akzeptieren. Extremistische Positionen bringen uns nicht weiter.» Er werde deshalb auch auf Parlamentarier hören, die ihn nicht gewählt haben und versuchen auch jene Parteien zu vertreten, welche keinen Bundesratssitz haben.
Work-Life-Balance: Vor der Bundesratswahl bekräftigte Cassis immer wieder, dass er auch als Regierungsvertreter der gleiche bleiben werde. Die Frage, wie er das Gleichgewicht zwischen Arbeit und Familie halten wolle, beantwortete er ehrlich: «Keine Ahnung, das werden wir sehen. Ich bin erst seit zwei Stunden Bundesrat.»