Im Aargauer Dorf Herznach weiden nicht nur Kühe, Ziegen und Schafe, sondern auch weitaus exotischere Tiere: Elenantilopen. Seit 2013 züchten die beiden Freunde Christoph Kläusler und Marco Jäger die grossen Tiere. Eine nicht ungefährliche Arbeit, können Elenantilopen doch so gross werden wie Kühe und haben lange Hörner.
Ein etwa drei Meter hoher Zaun trennt deshalb Menschen und Tiere. «Wir schauen immer, dass etwas zwischen uns ist. Ich würde nie hinein gehen», sagt Christoph Kläusler. «Der Respekt ist da, das sind 500 Kilo pure Muskeln, die Antilopen sind 70 Stundenkilometer schnell. Man muss nicht meinen, man habe nur den Hauch einer Chance, ihnen davonzukommen.»
Es war eine Bieridee, die in Namibia in den Ferien entstanden ist.
Die Antilopenfarm in Herznach ist die einzige der Schweiz. «Es war eine Bieridee, die in Namibia in den Ferien entstanden ist», erzählt Kläusers Freund und Geschäftspartner Marco Jäger. Zurück aus den Ferien, bauten die beiden einen grossen Stall. Inzwischen weiden im Aargauer Dorf 16 Antilopen, künftig sollen es doppelt so viele sein.
«Wir haben einen guten Start erwischt, wir werden immer bekannter und sind optimistisch, dass wir weiter wachsen können», sagt Christoph Kläusler. Die Antilopenfarm soll künftig nämlich weit mehr als ein Hobby sein. Haben die Antilopenzüchter das Fleisch bisher direkt an Private verkauft, wollen sie bald auch Restaurants damit beliefern. «Wir führten bereits letztes Jahr Gespräche mit Gastronomen. Nun, da die Restaurants wieder offen haben, sind wir auf gutem Weg.»
150 Franken kostet ein Kilo Antilopenfilet, 120 Franken ein Kilo Antilopensteak. Der hohe Preis lässt sich laut Marco Jäger dadurch erklären, dass die Tiere oft draussen sind, kein Kraftfutter wie importiertes Soja erhalten und es zweieinhalb Jahre dauere, bis man sie schlachten kann.
Trotz des hohen Aufwands und Preises ist Jäger überzeugt, dass sich sowohl Zucht und Verzehr lohnen. Denn: «Das Fleisch ist sehr feinfaserig, hat praktisch kein Fett, es ist eiweisshaltig und cholesterinarm.» Einen richtigen Eigengeschmack habe das Antilopenfleisch nicht, es erinnere etwas an Pferd oder Rind.
Wir werden nie davon leben können.
Auch wenn aus der Bieridee in Namibia inzwischen ein kleines Geschäft entstanden ist und die beiden Freunde dieses Jahr zum ersten Mal vermutlich schwarze Zahlen schreiben, bleiben sie realistisch. «Wir werden nie davon leben können. Das Tier steht im Vordergrund, wir hoffen aber, dass das Finanzielle nun auch kommt», sagt Christoph Kläusler, der hauptberuflich Lagerist ist. Jäger arbeitet als Disponent.
Angst, dass schon bald Konkurrenz auftaucht und weitere Antilopenfarmen hierzulande entstehen, haben die Aargauer Züchter nicht. Denn: «Am Anfang ist es ziemlich mit Kosten und Aufwand verbunden, es gibt viele Auflagen und man muss viele Kontakte knüpfen. Ich bezweifle deshalb, dass andere auf diesen Zug aufspringen», sagt Marco Jäger.
Einen Hauch afrikanischer Serengeti mit einer Antilopenherde unter freiem Himmel gibt es in der Schweiz also vermutlich auch weiterhin nur im Aargauer Dorf Herznach zu bestaunen.