Während die HIV-Zahlen seit längerer Zeit stabil sind, nehmen die Fälle anderer sexuell übertragbarer Krankheiten seit einigen Jahren zu. Vor allem Infektionen mit Tripper, Syphilis und Chlamydien treten immer häufiger auf. Am stärksten betroffen ist Zürich. Als grösste Stadt in der Schweiz zieht Zürich besonders viele junge und somit auch sexuell aktive Personen an.
«Heute kommt man schneller zu Sex. Damit ist auch das Risiko, sich mit einer Geschlechtskrankheit anzustecken gestiegen», sagt Morten Keller, Leiter der Stadtzürcher Gesundheitsdienste. Die Stadt Zürich will etwas gegen diese Entwicklung unternehmen. Als erste Stadt in der Schweiz bietet sie Tests für sexuell übertragbare Krankheiten gratis an.
Denn das rechtzeitige Testen und die Beratung von erkrankten Personen bewirke nicht nur die Vermeidung von gesundheitlichen Folgen, sondern führe auch zu einem Rückgang der Infektionen in der gesamten Bevölkerung, begründet die Stadt ihren Entscheid am Mittwoch an einer Medienkonferenz. Nicht alle können jedoch von diesen Gratis-Tests profitieren. Das Angebot richtet sich in erster Linie an die junge Bevölkerung unter 25 Jahre.
Junge konnten sich die Tests häufig nicht leisten
Bisher wurden die Tests in der Regel über die Krankenkassen abgerechnet. Bei jungen Menschen mit tiefem Einkommen und gleichzeitig hoher Franchise waren 260 Franken aber ein Problem, sodass häufig auf den Test verzichtet wurde. Bei Minderjährigen kommt noch dazu, dass die Krankenkassenabrechnung oft direkt zu den Eltern gelangt. Ein solcher Befund könne gerade bei Jugendlichen mit viel Scham behaftet sein, hiess es von den Verantwortlichen der Stadt Zürich. Die anonymen Gratis-Tests sollen da eine vorurteilsfreie Atmosphäre schaffen.
Die anonymen Gratis-Tests sollen da eine vorurteilsfreie Atmosphäre schaffen. Getestet wird auf die häufigsten fünf Geschlechtskrankheiten. Dazu gehören HIV, Syphilis, Chlamydien, Gonorrhoe (Tripper) und Hepatitis. Das Pilotprojekt startet im Herbst 2022 und ist auf drei Jahre angelegt. Dann wird der Versuch ausgewertet.