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Erster Schnee im Flachland Langsame Rückkehr zur Normalität nach dem Wintereinbruch

  • Nach den starken Schneefällen vom Donnerstag und Freitag kehrt die Normalität in der Schweiz nur langsam zurück.
  • Busse und Trams müssen teilweise bis Samstag im Depot bleiben.
  • Auch die Bahn und selbst die Post spüren noch Nachwehen der rekordhohen Schneemengen. Auf den Strassen gab es zudem zahlreiche Unfälle.

Die SBB verzeichneten mehrere tausend Verspätungen, gegenüber rund 800 an einem normalen Tag. Dies sagte Lea Meyer, Leiterin des Störungsmanagements, in einem Interview mit Tamedia. Ausfälle habe es nur wenige gegeben.

Den Vorwurf, die SBB seien zu wenig vorbereitet gewesen, konterte Meyer: Es sei wie zu Hause – «wenn innert Kürze so viel Schnee fällt, schafft man es nicht unmittelbar, alle Wege auf einmal schwarz zu räumen». Jede Weiche sei potenziell gefährdet, einzufrieren. Auch stehende Züge würden eingeschneit.

Der viele Schnee hat auch der Post zugesetzt. Wegen der teilweise prekären Verhältnisse konnte sie nicht alle Abhol- und Zustelldienste gewährleisten. Die Kundinnen und Kunden müssten deshalb mit Verspätungen rechnen, hiess es in einer Mitteilung. Betroffen seien alle Regionen in der Schweiz. Der Betrieb auf den Postautolinien habe sich dagegen wieder normalisiert.

Zahlreiche Unfälle: 9 Armeeangehörige verletzt

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Bei einem Unfall mit einem Reisecar sind in der Nacht auf Freitag auf der Autobahn A1 bei Kirchberg neun Insassen eines Armeefahrzeugs verletzt worden. Sechs von ihnen wurden nur leicht verletzt. Die Passagiere des Cars kamen mit dem Schrecken davon.

Die Verletzten wurden mit Ambulanzen ins Spital gebracht, wie die Berner Kantonspolizei mitteilte. Der Unfall ereignete sich kurz vor 2:30 Uhr auf der A1 Ost, als die beiden Fahrzeuge parallel unterwegs waren. Aus noch ungeklärten Gründen stiessen sie seitlich zusammen.

Die Polizei hat Ermittlungen zum Hergang des Unfalls aufgenommen, wie sie in ihrer Mitteilung weiter schreibt. Der betroffene Streckenabschnitt der A1 war während der Unfallarbeiten für rund zwei Stunden nur einspurig befahrbar.

Zahlreiche Unfälle

Die Kantonspolizeien der einzelnen Kantone melden erste Unfallzahlen: So ist es im Kanton St. Gallen (ohne Stadt St. Gallen) zu über 120 Verkehrsunfällen gekommen. Bei sieben Unfällen wurden zehn Personen unterschiedlich schwer verletzt.

130 Unfälle mit sechs Leichtverletzten werden aus dem Kanton Bern vermeldet. Um die 30 Unfälle ereigneten sich auf Autobahnen. Über hundert Mal brauchten Autofahrer Hilfe, die stecken geblieben waren oder deren Fahrzeuge eine Panne hatten.

Die Kantonspolizei Zürich verzeichnete in ihrem Einzugsgebiet bis Freitagmorgen 6:00 Uhr rund 150 Unfälle. In der Regel blieb es dabei bei Beulen am Auto oder anderen Sachschäden. Bei rund einem halben Dutzend der gemeldeten Unfälle verletzten sich Personen unbestimmt. In der Stadt Zürich registrierte die dort zuständige Stadtpolizei 18 Verkehrsunfälle, wobei nicht alle im Zusammenhang mit dem Schnee erfolgt sind. Verletzte gab es keine. Die Stadtpolizei Winterthur registrierte bislang drei Unfälle, bei denen ebenfalls keine Personen verletzt wurden. Die Zahl der Unfälle im Kanton Zürich dürfte am Ende noch etwas höher ausfallen; auch am Freitagmorgen dürften sich auf den Strassen noch ein paar Kollisionen ereignet haben.

Allein im Kanton Luzern kam es in Folge der Schneefälle vom Donnerstag zu über 30 Unfällen. Insgesamt musste die Luzerner Polizei über 600 Notrufe entgegennehmen und 120 Einsätze leisten. Die Kantonspolizei Schwyz vermeldete zwei Dutzend Unfälle, die Zuger Polizei ein halbes Dutzend.

Im Aargau wurden insgesamt 60 Unfälle registriert. Bis 21 Uhr seien am Donnerstag zeitweise Unfallmeldungen im Minutentakt eingegangen, danach habe sich die Situation entspannt. In den meisten Fällen blieb es bei Sachschaden, vereinzelt wurden Personen leicht verletzt.

40 Unfälle meldet der Thurgau , drei Personen wurden dabei verletzt. Von gleich vielen Unfällen hatte die Kantonspolizei Solothurn bis 8 Uhr Kenntnis. 40 Verkehrsunfälle gemeldet worden.

Zwei Personen mussten in Appenell Ausserrhoden ins Spital gebracht werden, nachdem ihr Fahrzeug in einer Kurve ins Rutschen gekommen und mit einem entgegenkommenden Fahrzeug kollidiert war.

In Glarus gab es circa zehn Unfälle. Bein einem Selbstunfall wurde eine Person verletzt.

Im Nordbündner Strassennetz kam es zu zehn Verkehrsunfällen, insbesondere auf der Nordrampe der San-Bernardino-Route sowie zwischen Tamins und Ilanz.

In Schaffhausen prallte am Freitagmorgen ein Auto frontal in einen Linienbus. Der Chauffeur des Buses wurde dabei verletzt. Weil der Bus leer war, kamen keine weiteren Personen zu Schaden.

In der Stadt Basel kam es wegen des Schneefalls zu zahlreichen Kollisionen ohne verletzte Personen. Besonders betroffen war die Autobahn A2. Im Kanton Basel-Landschaft ereigneten sich bis Freitag über 40 Verkehrsunfälle oder verkehrsbehindernde Vorfälle. Verletzt wurde niemand, wie die Baselbieter Polizei mitteilte.

Mit Sommerpneu unterwegs

Als Grund für die Unfälle nennt zum Beispiel die St. Galler Kantonspolizei ungenügenden Abstand zwischen den Fahrzeugen und die nicht angepasste Geschwindigkeit. Bei einigen Autos sei festgestellt worden, dass sie mit Sommerreifen unterwegs waren. Dies beobachtet auch die Kantonspolizei Aargau sowie jene im Thurgau. Auch die Kantonspolizei Graubünden stellte fest, dass etliche Verkehrsbehinderungen von Verkehrsteilnehmenden ausgingen, welche mit Fahrzeugen ohne Winterausrüstung fuhren. Dabei kam es auch zu Anzeigen, wie sie mitteilt.

Bern: Manche Trams fahren heute gar nicht mehr

In der Stadt Bern müssen fast alle Trams bis am Samstag im Depot bleiben. Einzig die Linie 6 konnte wieder verkehren. Die übrigen Linien hätten am Freitag um 17 Uhr ihren Betrieb wieder aufnehmen sollen – doch daraus wurde nichts. Aufgrund grosser Mengen Eis und Schnee auf den Gleisen bleibe der Betrieb bis Betriebsschluss eingestellt, sagte Rolf Meyer von den Verkehrsbetrieben Bernmobil der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Auf den Autobahnen und Strassen vor allem im Raum Bern herrschten am Morgen weiterhin schwierige Verhältnisse. Es kam zu Staus, wie aus den Verkehrsmeldungen des TCS hervorging.

Rund eine Stunde lang musste Bernmobil aufgeben: Der Busbetrieb auf dem Stadtnetz müsse wieder eingestellt werden, hiess es auf der Plattform X. Beim Trambetrieb rechnet Bernmobil, dass er voraussichtlich gegen Mittag wieder aufgenommen werden kann.

Bern: Schneeräumdienst im Dauereinsatz

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Die Schneeräumungsequippen der Stadt Bern sind seit Donnerstagnachmittag im Dauereinsatz. Unterdessen sind die Hauptverkehrsachsen wieder offen. In den Quartieren dürfte es später Vormittag werden, bis auch dort die Strassen geräumt sind. Aktuell seien gut 100 Personen und rund 50 Fahrzeuge im Einsatz, teilte die Stadtberner Direktion für Tiefbau, Verkehr und Stadtgrün am frühen Freitagmorgen mit. Die Teams seien seit Mitternacht vor allem damit beschäftigt, die Hauptverkehrs- und ÖV-Achsen zu räumen. Dies geschehe in enger Absprache mit den Verkehrsbetrieben Bernmobil. Deren Verbindungen seien unterdessen wieder befahrbar.

Der starke Schneefall während der Hauptverkehrszeit und die sich unmittelbar bildende Eisschicht hätten dazu geführt, dass nicht nur Bernmobil-Busse, sondern auch zahlreiche Personenwagen zum Stehen gekommen seien – und ihrerseits die Räumungsfahrzeuge behindert hätten.

Zürich: längere Reisezeiten

Der Zürcher Verkehrsverbund (ZVV) meldet erneut eingestellte Buslinien. Betroffen sind die Linien 37, 73 und 66. Zudem werden auf der Linie 701 diverse Haltestellen wegen Schnee- und Eisglätte nicht bedient.

Dies, nachdem sich der Betrieb zumindest für die Busse in der Stadt vor dem Mittag wieder normalisiert hatte. Für die anderen Transportmittel gilt weiterhin, dass Verspätungen, Ausfälle und Umleitungen zu erwarten sind. Der ZVV empfielt, kurz vor jeder Fahrt den Online-Fahrplan zu konsultieren.

Basel: ÖV normalisiert sich langsam

Laut den Basler Verkehrs-Betrieben verkehren die Buslinien wieder weitgehend normal. Auch beim Tramnetz gibt es gute Nachrichten.

Luzern: Lage normalisiert sich

Nach den starken Schneefällen hat sich am Freitag in der Stadt Luzern die Lage auf dem Busnetz stabilisiert. Der Betrieb bleibe aber unregelmässig, teilte die Verkehrsbetriebe Luzern AG (VBL) gegen Mittag mit. Es sei weiterhin mit Verspätungen zu rechnen.

Der erste grosse Schnee im Flachland

SRF 4 News, 21.11.2024, 14 Uhr ; 

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