Die allseits erwartete Haltung der EU zur Personenfreizügigkeit ändert nach den Worten von Arbeitgeberpräsident Valentin Vogt vorerst nichts am weiteren Vorgehen: «Man wird weitermachen wie bisher mit dieser Gratwanderung zwischen der Umsetzung der Masseneinwanderungs-Initiative und der Einhaltung des Freizügigkeitsabkommens.» Vogt zeigt sich im Gespräch mit SRF immerhin froh über die schnelle Reaktion aus Brüssel.
Angesichts des drohenden Mangels an Fachkräften für die Schweizer Unternehmen sei es nun wichtig, mit der EU ins Gespräch zu kommen. In diesem Gremium müsse über die Probleme gesprochen werden, um «Verhandlungen über die Anwendung des Abkommens» aufnehmen zu können.
«Es gibt noch verschiedene Trümpfe»
Vogt sieht diesbezüglich noch «verschiedene Trümpfe», welche die Schweiz habe. Er denkt dabei an die offenen Punkte bei der institutionellen Frage, im Finanzdienstleistungsbereich, bei den Steuern und beim Strom. Er gibt zugleich zu bedenken: «Je weiter wir uns vom Personenfreizügigkeitsabkommen wegbewegen, desto mehr Trümpfe müssen wir vermutlich spielen.»
Die kommenden zweieineinhalb Jahre, in denen der Bundesrat nun die SVP-Initiative umsetzen muss, bezeichnet Vogt als «Gift für die Wirtschaft». Jedes Unternehmen müsse nun für sich schauen, wie es zu Fachkräften komme – indem es etwa im Inland noch Potenziale mit Frauen und älteren Mitarbeitenden aktiviere.
Keine Abwanderung, aber Wachstum im Ausland
«Andere Unternehmen werden sich überlegen müssen, ob sie ihr Wachstum allenfalls in andern Ländern umsetzen müssen.» Es sei eine Illusion, den Unternehmen das Wachstum verbieten zu wollen, sagt Vogt.
Eine Abwanderung im grossen Stil befürchtet der Arbeitgeberpräsident im Moment nicht. Die meisten betroffenen Unternehmen seien multinational tätig. Die Frage sei entsprechend, wo das Wachstum stattfinden werde. Die Firmen würden sich aber auch weitere Rationalisierungen überlegen, um mit dem gleichen Personal höhere Leistung zu erbringen.