Wenn am 26. August bei Pratteln (BL) das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest (ESAF) offiziell eröffnet wird, werden während dreier Tage rund 400'000 Besucherinnen und Besucher erwartet. Für sie wird eine gigantische Freilichtarena auf der grünen Wiese aufgebaut: Eine Tribüne für 50'000 Personen, ein riesiges Fest- und Eventareal, Strassen werden asphaltiert, Strom- und Wasserleitungen verlegt. Und nach drei Tagen ist Schluss, alles wird wieder abgebaut.
Ein solcher Riesenevent kann per se nicht nachhaltig sein.
Kann das nachhaltig sein? Die Frage geht an Philipp Schoch von der Stabsstelle Nachhaltigkeit des ESAF. Seine Antwort fällt deutlich aus: «Niemand hat behauptet, dass das ESAF 2022 nachhaltig sein wird. Das ist nicht möglich. Wir machen einen Riesenevent auf der grünen Wiese. Das ist per se nicht nachhaltig. Dazu muss man auch stehen.»
Der Versuch, «nachhaltiger» zu sein
Schoch ist in Baselland kein Unbekannter. Lange Zeit politisierte er für die Grünen in Baselbieter Landrat. Wie kommt er also damit klar, für einen umweltschädlichen Anlass zu arbeiten? «Manchmal ist mir nicht wohl bei der Sache, und ich muss beide Augen zudrücken und leer schlucken. Wenn ich mir aber vergegenwärtige, dass wir versuchen, den Anlass nachhaltiger zu machen, dann geht's.»
Dafür wird das Festgelände im Nachgang aufwändig saniert. Um den CO2-Ausstoss zu kompensieren, wird im nahen Maisprach ein Eichenhain aufgeforstet. Und die mehrere Tonnen Sägemehl kommen aus einer nahe gelegenen Sägerei und werden nachher verkohlt, um als Bodenveredler in der Landwirtschaft eingesetzt zu werden.
Nicht die Anfahrt der Besucher ist das Problem, sondern der Fleischkonsum.
Es wird geschätzt, dass das ESAF rund 12'000 Tonnen CO2 verursacht. Das Hauptproblem sei aber nicht die Anfahrt der 400'000 Gäste – «die meisten kommen mit dem Zug», sagt Schoch. Das Problem sei die enorme Menge an Fleisch und Würsten, die vertilgt wird. Doch ein ESAF ohne Fleisch und Wurst? Undenkbar.
Darum sind bestehende Stadien keine Alternativen für das ESAF
Ebenfalls negativ zu Buche schlägt, dass eine ganze Infrastruktur für nur drei Tage mitten auf der Wiese aufgebaut wird. Es gab auch schon den Vorschlag, das ESAF wie 1998 im Berner Wankdorf oder 1977 im St. Jakob in Basel in einem Stadion stattfinden zu lassen.
Angeboten hätte sich dafür das neue «Joggeli» in Basel. Denn gleich neben dem St. Jakob-Park steht ein Bahnhof. Doch Rolf Gasser, Geschäftsführer des ESAF, winkt ab: «Das grösste Fussballstadion fasst etwa 35'000 Plätze. Bei uns liegt die Nachfrage aber bei über 50'000 Plätzen. Solange das so ist, wird das ESAF wohl auf der Wiese stattfinden.»
Immerhin: Beim nächsten ESAF in Glarus 2025 überlegen sich die Verantwortlichen jetzt schon, wie sie den Mega-Anlass nachhaltiger gestalten können. Es wird etwa darüber nachgedacht, eine Fotovoltaik-Anlage aufzubauen, die den Strombedarf deckt. «Unsere Sponsoren wollen auch, dass das ESAF immer nachhaltiger wird. Darauf müssen wir Rücksicht nehmen», sagt Gasser weiter.