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Ex-Nestlé-Chef leitet Stiftung Geldspritze für das internationale Genf

Der Bundesrat will Genf als Standort stärken, an dem grosse Diplomatie gemacht wird – mit 112 Millionen Franken.

Das «internationale Genf»: Die Calvinstadt ist eine Visitenkarte für die Schweizer Diplomatie und die humanitäre Tradition des Landes. Genf beheimatet viele prominente internationale Organsationen, darunter eines von drei Büros der Vereinten Nationen und das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK). Immer wieder ist Genf auch Austragungsort internationaler Konferenzen und Verhandlungen. In den letzten Jahren etwa zum Syrien-Konflikt oder dem Atomabkommen mit Iran.

Mann vor dem Palais des Nations in Genf.
Legende: Genf beherberge 37 internationale Organisationen, 177 UNO-Mitgliedstaaten und mehr als 380 Nichtregierungsorganisationen mit über 30'000 Beschäftigten, schreibt der Bundesrat. Für die Aussenpolitik und die Visibilität der Schweiz sei diese Präsenz ein grosser Vorteil. Keystone

Konkurrenz durch andere Städte: Genfs Sonderstellung sei nicht auf Dauer gesichert, sagte Aussenminister Ignazio Cassis an einer Medienkonferenz vom Mittwoch. Wegen des Konkurrenzdrucks durch andere Städte und der hohen Lebenskosten müsse die Schweiz sicherstellen, dass sie attraktiv und wettbewerbsfähig bleibe. Die Landesregierung will Genf deswegen weiter als Standort stärken, an dem grosse Diplomatie gemacht wird. Dazu beantragt er dem Parlament 111,8 Millionen Franken für die kommenden drei Jahre.

Ex-Nestlé-Chef mit an Bord: Der Bundesrat setzt auch auf eine neue Stiftung, die vom ehemaligen Nestlé-Chef Peter Brabeck geführt werden soll. Sie soll als Bindeglied zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Politik Antworten auf neue globale Herausforderungen suchen. «Der Mensch ist zwar stets fähig, Fortschritte zu machen. Über deren Konsequenzen ist man sich aber oft nicht im Klaren», sagte Cassis. Als Beispiele nannte er selbstfahrende Autos, künstliche Intelligenz, Infotech oder Biotech.

Brabeck-Letmathe mit Cassis und Aebischer
Legende: Das EDA will die Stiftung während der Pilotphase mit drei Millionen Franken unterstützen. Präsident wird der langjährige Nestlé-Präsident Peter Brabeck-Letmathe (Bildmitte). Der frühere Präsident der ETH Lausanne, Patrick Aebischer (links), ist Vizepräsident. Keystone

Antworten auf die vierte industrielle Revolution: Brabeck erläutert die Ausführungen des Aussenministers. Die vierte industrielle Revolution sei die grösste Herausforderung unserer Zeit: Die Fusion physikalischer, biologischer und digitaler Technologien sei derart «disruptiv, dass wir dringend und schnell Rahmenbedingungen schaffen müssen.» Mit diesem Anspruch könne sich die Stiftung auch im internationalen Genf behaupten. Viele der anderen dort ansässigen Organisationen seien nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet worden. «Wir werden aber nach vorne schauen müssen», so Brabeck.

Brabeck versichert Unabhängigkeit: Der ehemalige Nestlé-Chef versichert, dass er trotz seines vergangenen Mandats unabhängig bleiben werde: «Das garantiere ich durch meine Persönlichkeit.» Zudem sei er schon seit über zwei Jahren von allen Aufgaben bei Nestlé entbunden und in seiner Laufbahn in vielen Verwaltungsräten auf der ganzen Welt tätig gewesen. «Heute habe ich nur noch kleinere Verwaltungsratsaufgaben und kümmere mich ansonsten um meine eigenen Investitionen. Ich bin vollkommen unabhängig.»

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