- Auf dem Gelände der ehemaligen Papierfabrik Utzenstorf/BE will der Versandhändler Digitec Galaxus ein Logistikzentrum bauen, die Post ein Paketverteilzentrum.
- Nun hat die zuständige Regierungsstatthalterin dem umstrittenen Projekt die Baubewilligung erteilt.
- Die Einsprachen dagegen hätten sich als öffentlich-rechtlich unbegründet erwiesen und seien abgewiesen worden.
Die zuständigen Amts- und Fachstellen hätten sich positiv zum Vorhaben geäussert, betont das Regierungsstatthalteramt Emmental. Auch seien die Projekte als umweltverträglich beurteilt worden.
Die Baugesuche von Digitec Galaxus und der Post wurden in einem sogenannten prioritären Verfahren beurteilt. Der Regierungsrat kann ein Baubewilligungsverfahren für prioritär erklären, wenn es im übergeordneten Interesse des Kantons ist.
In beiden Verfahren wurden laut Statthalterin bei rund 20 Amts- und Fachstellen Bewilligungen und Berichte eingeholt.
Angst vor dem Mehrverkehr
In der breiten Bevölkerung kam das Projekt nicht überall gut an, es sorgt seit Jahren für Widerstand. Gegen die Bauvorhaben gingen zahlreiche Beschwerden ein.
Vor allem der Mehrverkehr macht vielen in der Region Sorge, namentlich der Bevölkerung in den Dörfern Wiler/BE und Gerlafingen/SO. Die Autobahnanschlüsse in Kriegstetten/SO und Kirchberg/BE sind einige Kilometer von den geplanten Logistikzentren entfernt. Der Verkehr würde verschiedene Dörfer passieren.
Wir sind enttäuscht, aber nicht sehr überrascht.
Die Gemeinde Gerlafingen, die vom Mehrverkehr betroffen wäre, hat gegenüber SRF angekündigt, man erwäge den Entscheid bis vor Bundesgericht anzufechten. Man wolle sich zuerst noch mit der Gemeinde Wiler austauschen und den schriftlichen, 80-seitigen Entscheid abwarten. «Wir sind enttäuscht, aber nicht sehr überrascht», meinte der Gerlafinger SP-Gemeindepräsident Philipp Heri.
Ähnlich äussert sich Markus Schütte vom Verein «Megagas», der sich mit einer Einsprache gegen das Projekt wehrt. Die Anwohnerinnen und Anwohner sorgten sich vor allem wegen des Mehrverkehrs - Digitec Galaxus rechnet werktags mit 980 Zu- und Abfahrten vom Gelände.
Den Verkehr müssen die umliegenden Gemeinden schlucken. Es gehe um die Sicherheit der Schulkinder, um Lärm- und Abgasbelastung, sagt Megagas-Präsident Markus Schütte: «Wir haben heute schon neuralgische Verkehrsknoten, die überlastet sind. Das wird noch viel schlimmer durch den Mehrverkehr.»
Diverse Projektänderungen
Der Onlinehändler Digitec Galaxus freut sich über die Baubewilligung: «Wir wachsen stark und unsere Kundschaft erwartet eine Lieferung am nächsten Tag. Das geht nur mit mehr Lagerfläche und mehr Logistik», sagt Sprecher Alex Hämmerli.
Man plane, eng mit der Post zusammenzuarbeiten – so sollen die Pakete direkt per Förderband ins Verteilzentrum der Post gelangen. Das schone die Umwelt, Fahrten zwischen dem Onlinehändler und der Post entfielen, so Hämmerli weiter.
Digitec Galaxus und die Post warten bereits seit mehreren Jahren auf die Baubewilligung. Beide Unternehmen betonen, man habe verschiedene Änderungen am Projekt gemacht, um verschiedenen Anliegen Rechnung zu tragen. «Wir investieren in Utzenstorf 58 Millionen Franken und schaffen 110 Arbeitsplätze», sagt Post-Sprecherin Nathalie Dérobert gegenüber SRF.
Man hoffe, das Verteilzentrum in drei Jahren eröffnen zu können. Der Bauentscheid kann noch an die nächsthöhere Instanz weitergezogen werden.