- Nachdem das Bundesgericht die Verurteilung Erwin Sperisens wegen mehrfachen Mordes aufgehoben hat, muss er sich heute wieder in Genf vor Gericht verantworten.
- Sperisen soll als Guatemalas Polizeichef Häftlinge erschossen haben.
- Wegen seines Schweizer Passes kann er nicht an Guatemala ausgeliefert werden.
Zwei Mal schon hat die Genfer Justiz den schweizerisch-guatemaltekischen Doppelbürger Erwin Sperisen, den ehemaligen Polizeichef Guatemalas, wegen mehrfachen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt. Letzten Juni hob das Bundesgericht das Urteil auf. Deshalb steht Sperisen heute zum dritten Mal vor Gericht in Genf.
Im September 2006 drang Sperisen mit bewaffneten Sicherheitskräften in ein Gefängnis in Guatemala-Stadt ein. Häftlinge hatten teilweise die Kontrolle über dieses Gefängnis übernommen. Bei der Operation starben sieben Häftlinge. Sperisen ist angeklagt, als Polizeichef die Erschiessung der Häftlinge angeordnet zu haben.
Er wehrt sich gegen die Vorwürfe
Weiter habe er anschliessend seine Männer angewiesen, die Hinrichtung zu vertuschen, indem sie die Leichen umplatziert und ihnen Waffen in die Hände gelegt hätten. Sperisen bestreitet dies.
Das Bundesgericht hob das Urteil der Genfer Justiz auf. Dies unter anderem deshalb, weil im Genfer Verfahren gewisse Rechte von Sperisen missachtet wurden, zum Beispiel sein Recht auf Konfrontation mit wichtigen Belastungszeugen.
Neue Zeugen sagen aus
Auch bezeichnete das Bundesgericht bestimmte Beweise als willkürlich. So etwa, dass das Kantonsgericht die Verantwortlichkeit von Sperisen bei diesen Tötungen auch damit begründet, dass er an der Folterung von Inhaftierten beteiligt gewesen sei. Entsprechende Ausführungen fehlten jedoch in der Anklageschrift.
Beim erneuten Prozess sollen auch neue Zeugen aussagen. Sperisen steht in Genf vor Gericht, weil er in die Schweiz floh, 2012 in Genf verhaftet wurde und aufgrund seines Schweizer Passes nicht nach Guatemala ausgeliefert werden kann.