Zum Inhalt springen
Audio
UNO-Bericht: Schweiz weist Rassismus-Kritik zurück
Aus Nachrichten vom 03.10.2022. Bild: KEYSTONE/Jean-Christophe Bott
abspielen. Laufzeit 1 Minute 12 Sekunden.

Expertengruppe zu Rassismus Schweiz weist Rassismus-Vorwürfe der UNO zurück

  • Die offizielle Schweiz hat die Kritik einer unabhängigen UNO-Expertengruppe zum Thema Rassismus zurückgewiesen.
  • Ein entsprechender Bericht enthalte Missverständnisse.
  • Die Expertengruppe hatte unter anderem Gesetzeslücken geortet und deren Schliessung gefordert.

Das Anliegen als solches stellte die Schweizer Vertretung bei den Vereinten Nationen nicht infrage. Rassistische Diskriminierung von Menschen mit afrikanischen Wurzeln sei ein Problem, das dringend angegangen werden müsse, sagte der Schweizer UNO-Botschafter Jürg Lauber am Montag in Genf vor dem UNO-Menschenrechtsrat. Die strukturelle Dimension von Rassismus müsse weiter erforscht werden.

Lauber kündigte an, die Fachstelle für Rassismusbekämpfung des Bundes werde dazu in den kommenden Wochen eine Studie publizieren.

UNO-Expertengruppe «sehr beunruhigt»

Die UNO-Expertengruppe für Menschen afrikanischer Abstammung (WGEPAD) hatte die Schweiz im Januar auf Einladung des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA) besucht.

Die Präsidentin der Gruppe, Catherine Namakula, legte dem Menschenrechtsrat nun deren Bericht vor. Dabei bekräftigte sie, die Mitglieder der Gruppe seien sehr besorgt.

Bereits Ende Januar hatten Vertreter der Arbeitsgruppe an einer Medienkonferenz in Bern kritisiert, rassistisches Verhalten gegenüber Menschen mit afrikanischen Wurzeln sei in der Schweiz verbreitet – gerade auch bei Polizei und Justiz.

Skizze des im Kanton Zürich inhaftierten Brian
Legende: Spektakuläre Einzelfälle, wie derjenige des im Kanton Zürich inhaftierten Brian, hätten die UNO-Berichterstattung einseitig beeinflusst, heisst es vonseiten der offiziellen Schweiz. KEYSTONE/Salvatore Di Nolfi

Sie stützten sich in ihren Schlussfolgerungen auf Gespräche mit Betroffenen und Behörden in Zürich, Bern, Lausanne und Genf. Trotz des erkennbar guten Willens des Bundes komme es bei Polizeieinsätzen und vor Gericht immer wieder zu Diskriminierung aufgrund der Hautfarbe, konstatierten die Fachleute.

Auch Gesetzeslücken gelte es zu schliessen, forderten sie. Das Fehlen einer zivilgesetzlichen Grundlage erschwere den Kampf gegen Rassismus und biete Opfern in grundlegenden Lebensbereichen, wie Wohnen und Arbeiten, keinen Schutz.

Als Problemfeld bezeichnete die Gruppe auch, dass zentral erfasste Daten zum sogenannten Racial Profiling fehlten. Dabei geht es um Fälle, in denen Menschen von der Polizei aufgrund ihrer Hautfarbe einer Straftat verdächtigt und kontrolliert werden.

Aufsehenerregende Fälle berücksichtigt

Jürg Lauber kritisierte am Montag, die Gruppe scheine sich bei vielen allgemeinen Schlussfolgerungen lediglich auf Einzelfälle zu stützen. Diese seien nicht repräsentativ für die Gesamtsituation.

Die Schweiz warf der Expertengruppe auch vor, der Bericht enthalte Missverständnisse und Annahmen, die keine Grundlage hätten. Sie bedauerte, dass der Dialog mit den Fachleuten nicht länger gedauert habe.

Die UNO-Experten hatten unter anderem den durch eine Fernsehdokumentation landesweit bekannt gewordenen jungen Straftäter Brian im Zürcher Gefängnis Pöschwies getroffen. Die Delegation sprach auch mit den Angehörigen eines Mannes, der Ende August am Bahnhof von Morges VD von der Polizei angeschossen und tödlich verletzt worden war.

Video
Tödlicher Einsatz: Warum hat der Polizist in Morges geschossen?
Aus Rundschau vom 03.11.2021.
abspielen. Laufzeit 11 Minuten 57 Sekunden.

Der Bericht enthält eine Reihe von Empfehlungen. Gefordert wird unter anderem die Einrichtung von Ombudsstellen – und dass Polizistinnen und Polizisten Körperkameras tragen und deren Bilder öffentlich zugänglich gemacht werden sollten. Die Behörden müssten anerkennen, dass es in der Schweiz einen systemischen Rassismus gebe.

SRF4 News aktuell, 03.10.22, 16 Uhr ; 

Jederzeit top informiert!
Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden.
Schliessen

Jederzeit top informiert!

Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden. Mehr

Push-Benachrichtigungen sind kurze Hinweise auf Ihrem Bildschirm mit den wichtigsten Nachrichten - unabhängig davon, ob srf.ch gerade geöffnet ist oder nicht. Klicken Sie auf einen der Hinweise, so gelangen Sie zum entsprechenden Artikel. Sie können diese Mitteilungen jederzeit wieder deaktivieren. Weniger

Sie haben diesen Hinweis zur Aktivierung von Browser-Push-Mitteilungen bereits mehrfach ausgeblendet. Wollen Sie diesen Hinweis permanent ausblenden oder in einigen Wochen nochmals daran erinnert werden?

Meistgelesene Artikel