Der Negativrekord wurde vor einer Woche erreicht: Nach dem Heimspiel von Ambri-Piotta gegen die ZSC Lions reisten nur gerade 120 Fans mit dem Extrazug in die Deutschschweiz zurück. Platz dagegen hätte es für 400 Leute.
Den Extrazug der Schweizerischen Südostbahn AG (SOB) gibt es seit der Eishockey-Saison 2022/23. Allerdings rentierten die Fahrten noch nie. Im aktuellen Jahr sassen im Schnitt jeweils rund 157 Ambri-Fans im Zug.
Der Donatoren-Club hat sich seinerzeit massgeblich dafür engagiert, dass es für die Hockey-Fans nach einem Unterbruch von über 40 Jahren wieder einen Extrazug gibt.
Der Verein zeigt sich nun besorgt: Mit den aktuellen Fahrgastzahlen sei der Weiterbetrieb in der kommenden Saison infrage gestellt, heisst es in einer Mitteilung. «Ob die SOB bereit sein wird, in Zukunft ein weiteres und vor allem noch grösseres Defizit in Kauf zu nehmen, steht in den Sternen.»
Weniger Fahrgäste: Rätsel über Ursache
«Wir können uns die aktuell tiefen Zahlen nicht recht erklären», sagt Heinz Imhof, der dem Vorstand des Donatoren-Clubs angehört. Eine Rolle spiele wohl die Verkehrslage. «Der Gotthard-Stau hielt sich während der Spielzeiten in Grenzen.»
Deswegen seien vielleicht weniger Fans als sonst auf den öffentlichen Verkehr umgestiegen. Zumal man das Auto bequem vor dem Stadion parkieren könne – während vom Bahnhof her ein zehnminütiger Fussmarsch anfalle.
Trotz des Negativtrends glaubt Imhof, dass der Extrazug nach wie vor seine Berechtigung hat. «Wir können damit eine kostengünstige Alternative zum Auto bieten.» Ein Retourticket ab Zürich kostet 36 Franken, ab Flüelen fallen 22 Franken an.
SOB büsste 30'000 Franken ein
Für die Extrafahrten legte die SOB laut Donatoren-Club im letzten Jahr 30'000 Franken drauf. Und dies, obwohl sich auch der HC Ambri-Piotta finanziell daran beteiligt. Heuer droht ein ähnlich grosses Loch in der Kasse.
Um das Angebot langfristig aufrechtzuerhalten, bräuchte es eine bessere Auslastung.
«Aktuell beobachten wir eine gewisse Stagnation der Fahrgastzahlen», sagt dazu Reto Ebnöther, Leiter Marketing und Vertrieb bei der SOB. «Um das Angebot langfristig aufrechtzuerhalten, bräuchte es eine bessere Auslastung.» Die ÖV-Extrafahrten bis zum Saisonende seien vertraglich geregelt. «Danach wird die SOB zusammen mit dem Hockey-Club Ambri-Piotta Bilanz ziehen.»
Die Extrazüge seien für ihn, «aber auch für die SOB, ein Herzensprojekt», sagt Ebnöther. Das Unternehmen habe – nicht zuletzt aus marketingtechnischen Gründen – ein grosses Interesse daran, die Extrafahrten auch in Zukunft anzubieten. Und dafür allenfalls auch ein Defizit in Kauf zu nehmen. «Aber nicht um jeden Preis.»
Ein Entscheid ist nach den Sommerferien zu erwarten. Der Donatoren-Club hofft nun, bei den verbleibenden Heimspielen des HC Ambri-Piotta das Ruder noch herumreissen zu können.