Unglaublich! Grandios! Phänomenal! Auch diese Adjektive sind kaum stark genug, um die sportlichen Leistungen von Andrea Marcato zu beschreiben. Vor knapp einem Monat gewann der Italiener, der seit sieben Jahren in Zürich lebt, den längsten Lauf der Welt: Das «Self-Transcendence 3100»-Rennen.
Die Extremsportler legen bei diesem Lauf umgerechnet knapp 5000 Kilometer zurück. Das entspricht etwa der Strecke von der Schweiz nach Island und wieder zurück. Der 39-jährige Andrea Marcato benötigte dafür 42 Tage, 17 Stunden, 38 Minuten und 38 Sekunden.
Doch wer denkt, dass man bei diesem Rennen wenigstens allerhand zu sehen bekommt, liegt falsch. Die Athleten legen im New Yorker Stadtteil Queens immer wieder dieselbe Strecke von 883 Metern zurück. Und das 5649 Mal. Pro Tag war Marcato 18 Stunden unterwegs. Geschlafen hat er dazwischen jeweils nur einige wenige Stunden. Doch wie hält man das psychisch und physisch aus?
Schmerzen und Entzündungen an den Füssen
Die ersten zwei Wochen seien besonders hart gewesen, so Andrea Marcato. «Vor allem die Füsse schmerzten und waren zum Teil auch entzündet.» Kurze Pausen und das regelmässige Wechseln der Laufschuhe habe gegen die körperlichen Strapazen geholfen. 15 Paar Schuhe hat Marcato während des gesamten Rennens verbraucht.
Fast noch wichtiger als die körperliche Fitness sei aber die mentale Stärke. «Es ist wie eine lange Reise. Man muss das Rennen Tag für Tag nehmen.» Sein Lebensstil habe ihm dabei viel geholfen. Andrea Marcato meditiert seit Jahrzehnten regelmässig, macht Yoga und isst kein Fleisch. «Der Körper ist bei einem solchen Rennen sehr gestresst, aber mental ich bin ich völlig relaxed. Die Meditation hilft mir dabei.»
Extremsport ist wie eine Sucht
Bereits als 20-Jähriger hat er seine ersten Ultra-Langstreckenläufe absolviert. Damals lief er stundenlang durch Basel. Auf die Frage, was ihn zu diesen Höchstleistungen antreibt, stockt Andrea Marcato kurz. «Es ist wie im normalen Leben. Wenn du ein Haus hast, dann willst du ein grösseres Haus. So ist es auch beim Sport.»
Doch für Marcato ist dieser Extremsport mehr als nur eine Sucht. «Auch zehn Tage nach dem Rennen spürte ich eine Art Frieden in meinem Herzen. Ein ganz besonderes Gefühl.» Ob er beim nächsten 5000-Kilometer-Rennen wieder dabei ist, weiss Andrea Marcato noch nicht.