Am Freitag, kurz vor 14 Uhr, war die Show vorbei. Beobachtet von Zaungästen, verliessen die beiden F-35-Jets Emmen wieder. Politiker, Gäste und Interessierte konnten eine Woche lang die Flugzeuge anschauen, welche der Bundesrat kaufen möchte. Dass die Armee Emmen ausgewählt hat für die Präsentation, ist kein Zufall. Sollte sich die Schweiz für den Kauf des F-35 entscheiden, würde ein Teil der Flugzeuge auf diesem Flugplatz stationiert und gewartet.
Es hängen zahlreiche Arbeitsplätze direkt, aber auch indirekt am Flugbetrieb
Für die Luzerner Gemeinde ist das ein wichtiger Entscheid. Gemeindepräsidentin Ramona Gut-Rogger: «Es hängen zahlreiche Arbeitsplätze direkt, aber auch indirekt am Flugbetrieb. Der Betrieb bringt eine grosse Wertschöpfung.» Alleine die Ruag beschäftigt in Emmen rund 1000 Personen. Gut-Rogger: «Auch das lokale Gewerbe bekommt dank des Flugplatzes Aufträge».
Weniger Flugbewegungen
Natürlich müsse Emmen aber mit Blick auf den Lärm schauen, als Wohngemeinde attraktiv zu bleiben. Gemäss den Lärmmessungen des Militärs sei der F-35 etwas lauter als der F/A-18, so die Gemeindepräsidentin. Da das neue Flugzeug über einen grösseren Tank verfüge, sei es aber deutlich länger in der Luft. Das ergebe weniger Starts und Landungen und entsprechend weniger Lärm. Dennoch hält sich die Gemeinde offen, Forderungen an den Bund zu stellen. «Wir beobachten die Situation genau und fordern bei Bedarf weitere Lärmschutzmassnahmen für die Anwohner.» Gut-Rogger denkt etwa an schalldichte Fenster.
Rund 100'000 Personen wohnen im Einzugsgebiet des Flughafens
Genau wissen will es der «Schutzverband Emmen». Mit einem Schallpegelmesser führt Peter Lerch auf einem Dach eigene Messungen durch. «Wir wollen über einen längeren Zeitraum wissen, wie viel lauter der neue Kampfjet gegenüber dem F/A-18 ist.» Lerch misstraut den Messungen der Armee, die nur von drei Dezibel Unterschied ausgehen. «Der Lärm hängt von verschiedenen Faktoren ab. Bei den Testmessungen der Armee flog der F-35 beispielsweise mit geringem Gewicht und fast leerem Tank.»
Der Schutzverband wolle die neuen Kampfflugzeuge nicht grundsätzlich verhindern. Aber: «Rund 100'000 Personen wohnen im Einzugsgebiet des Flughafens.» Das sei viel mehr als etwa in Payerne oder Meiringen. Ziel sei es, die Lärmbelastung möglichst gering zu halten. «Die Armee kann beispielsweise die Piloten schulen, möglichst leise zu starten.» Wichtig seien auch beschränkte Flugzeiten.
«Unangenehm beim Telefonieren»
Der Flugplatz Emmen wurde 1939 gebaut. Eine kurze Umfrage unter der Emmer Bevölkerung zeigt, dass der Flugplatz bei vielen dazugehört, so etwa bei Anwohner Hugo Blättler: «Der Flugplatz ist das Lebenselixier von Emmen. Er erhält Arbeitsplätze und das ist sehr wichtig.» Seine Frau Esther Blättler ergänzt: «Gerade jetzt in Kriegssituation ist es wichtig, eine gute Armee zu haben.» Keine Freude am Lärm hat Anwohnerin Gisela Wiederkehr: «Mich stört, dass die Flugzeuge übers Schulhaus fliegen. Die Kinder können erschrecken und Angst haben.»
Spotter sogar aus dem Ausland
Ihre Meinung gemacht haben sich die 1500 Flugzeug-Fans, die sich Tickets für den «Spotter-Tag» sichern konnten. Aus der ganzen Schweiz und sogar aus dem Ausland reisten sie an, um die zwei Vorstellungsmodelle anzuschauen.
Stellvertretend für sie sagt Dario Keiser: «Es ist ein sehr schönes Flugzeug und ich bin glücklich, dass ich dieses live sehen durfte.» 36 Stück des neuen Kampfjets will der Bund kaufen. Eines ist sicher, sollte der neue Flieger dereinst in Emmen starten und landen: Die Spotter werden auch dann dabei sein.