Es ist ein langer Weg von der Baumwolle, die zum Beispiel in Afrika gepflückt wird, bis zum T-Shirt im Laden hier bei uns. Und vor allem: Es ist ein intransparenter Weg. Welche Firmen haben ihre Hände im Spiel? Wie gut bezahlen sie ihre Pflückerinnen oder unter welchen Bedingungen müssen ihre Näher arbeiten? Wer ein T-Shirt kauft, weiss das meist nicht.
Die Gründung einer Firma als Chance
Auch der Schwyzer Kilian Wiget wusste es nicht, damals, als er noch in einem Sportgeschäft arbeitete. Obwohl er täglich mit Kleidern zu tun hatte. Aber es interessierte ihn und mit der Gründung seiner eigenen Firma ZRCL vor fünf Jahren packte er die Gelegenheit, sich mit dem Thema näher zu beschäftigen.
Heute steht er in seinem Ladenlokal in Schwyz, inmitten von Pullis, T-Shirts und Jacken, und sagt: «Diese sehen zwar aus wie normale Textilien, haben aber alle eine spezielle Geschichte. Es sind Kleider ohne Geheimnisse, wir versuchen komplett fair, ökologisch und transparent zu produzieren.»
Jährlich rund 15'000 Kleidungsstücke setzt seine Firma ZRCL inzwischen ab und zählt dabei auf die Dienste der Zuger Firma Remei, die auch für Mammut oder Coop Naturaline Textilien produziert. Remei ist eine auf den ersten Blick kleine Firma mit 17 Angestellten, sie steuert aber von Rotkreuz aus ihre ganze weltweite Textil-Lieferkette.
Und: Die Firma hat ein eigenes System entwickelt, damit die Kundinnen und Kunden genau nachverfolgen können, über welche Stationen ihre Kleider produziert wurden. Dank eines Codes auf jedem einzelnen Kleidungsstück kann man im Internet auf einer Weltkarte sehen, woher das Saatgut stammt, wo die Baumwolle wuchs, wer das Garn produzierte und wer das Kleidungsstück schliesslich zusammengenäht hat.
«Transparenz ist die Grundvoraussetzung für nachhaltige Produktion», ist Marion Röttges, Co-Geschäftsleiterin der Remei, überzeugt. «Denn nur so sieht man, wo es Probleme gibt, die man angehen muss, oder wo man Verbesserungen erzielen konnte.»
Genauer Blick von Public Eye
Für mehr Transparenz in der Textilproduktion setzt sich auch die Organisation Public Eye ein. Sie nimmt die grösseren Firmen der Branche regelmässig unter die Lupe. So auch die Rotkreuzer Firma Remei, die immerhin rund eine Million Kleidungsstücke pro Jahr produziert. Das Fazit von Public Eye: Remei mache vieles besser als andere Firmen. Aber bei den Löhnen der Näherinnen und Näher gebe es noch Verbesserungspotenzial.
«Wir haben in allen 36 Firmen, mit denen wir weltweit zusammenarbeiten, Sozialstandards implementiert, die sich auch der Lohnfrage annehmen», entgegnet Marion Röttges, räumt aber auch ein: «Es sind langfristige Prozesse. Aber wir sind mit allen im Dialog.»
Die Remei-Co-Chefin ist überzeugt, dass das Thema «faire Textilproduktion» gesellschaftlich immer wichtiger werde. Immer mehr Menschen machten sich Gedanken darüber, woher die Kleider stammen, die sie kaufen.
Das beobachtet auch Kilian Wiget, der sich mit seinem Geschäft in Schwyz den nachhaltig produzierten Textilien verschrieben hat. «Es ist ein absoluter Trend. Man sieht das nicht nur bei den Kleidern. Auch bei der Mobilität, der Energie und beim Essen ist Nachhaltigkeit momentan das grosse Thema.»