Griffige Regeln für Klima-Kompensationen im Ausland wurden bei dem zweiwöchigen Treffen in Madrid nicht gefunden. Auch ETH-Klimaforscher Reto Knutti hätte sich mehr erhofft.
SRF News: Wie fällt Ihre Bilanz des Klimagipfels in Madrid aus?
Reto Knutti: Die Bilanz ist tatsächlich ernüchternd. Man hätte sich erhofft, dass nach Paris das Regelwerk verbessert wird und dass sich die Staaten wirklich dazu bekennen, dass es vorwärts geht. Leider haben einige von ihnen den Prozess blockiert.
Brasilien, Australien und die USA wollten sich nicht zu den Regeln bekennen.
Wer sind die Hauptverantwortlichen?
Es waren vor allem Brasilien, Australien und die USA, die sich nicht zu diesen Regeln bekennen wollten. Es ging um die Frage, wie man Zertifikate im Ausland anrechnen kann. Leider hat man keine Fortschritte gemacht.
Könnte man nicht sagen: Besser keine Einigung jetzt, dafür habe man mehr Zeit, griffige Regeln für die Marktmechanismen zu definieren?
Wenn man keine Regeln hat, heisst das, dass jedes Land weiterhin machen kann, was es will. In einem internationalen Prozess braucht es das Vertrauen, dass alle in die gleiche Richtung ziehen. Nächstes Jahr hätten sich die Staaten dazu bekennen sollen, um wie viel sie ihren CO2-Ausstoss reduzieren wollen. Es bleibt viel zu tun für das nächste Jahr.
Die Schweiz will nun mit einzelnen Ländern bilateral solche Marktregeln zur Anrechnung der Treibhausgase-Reduktionen festlegen. Ist das der richtige Kurs?
Für die Schweiz ist es sicher ein guter Kurs, wenn man versucht, sich an möglichst hohe Standards zu halten. Das müssten die anderen Länder auch tun. Man darf sich nichts vormachen mit diesen Auslandskompensationen. Sie werden bald teurer sein und in ein paar Jahrzehnten wird es sie nicht mehr geben, weil alle Länder auf null sein werden müssen. Wir müssen vor der eigenen Tür wischen und die Emissionen auch im Inland massiv und schnell reduzieren.
Das Gespräch führte Roger Aebli.