Der Bericht des Bundesamts für Raumentwicklung (ARE) zeigt, was der Gotthard-Basistunnel dem Tessin langfristig bringt: Es sind vor allem mehr Touristinnen und Touristen, wie Ueli Seewer, Vizedirektor des ARE erklärt. Eine Zunahme sei sowohl bei den Tagestouristen als auch bei den Übernachtungstouristinnen festzustellen.
Der Gotthard-Basistunnel habe gar eine Trendwende für den Tessiner Tourismus eingeleitet. Vor 2015 nahm die Zahl der Touristen laufend ab. Doch seitdem man schneller im Tessin ist, werden es wieder mehr.
Dabei profitiere aber nicht das ganze Tessin gleichermassen von der Entwicklung, erläutert Seewer. So fahren die neuen Zug-Gäste eher ins Sottoceneri, also in die Region von Lugano, als nach Locarno.
Nur schwache Verlagerung auf die Schiene
Der Gotthard-Basistunnel animiert die Ausflugsgäste zudem, das Auto daheim stehen zu lassen und mit dem Zug ins Tessin zu fahren. So hat auch bei den Passagieren – und nicht nur bei den Gütern – eine Verlagerung von der Strasse auf die Schiene stattgefunden. Sie beträgt rund drei Prozent. Ausserdem führt der Gotthard-Basistunnel zu einer Aufwertung der Bahnhofsgegenden.
Der ARE-Bericht zeigt aber auch, dass «eine sprunghafte Veränderung in der Bevölkerungs- und Wirtschaftsentwicklung aufgrund der Eröffnung des Gotthard-Basistunnels seit 2016 nicht zu erkennen» sei.
Kaum Neuzuzüger aus der Deutschschweiz
Die Hoffnung der Tessiner, dass dieser Tunnel dem Kanton grundsätzlich mehr Wirtschaftswachstum bringt und dass er auch dazu führt, dass mehr Menschen ins Tessin ziehen und zur Arbeit nach Zürich oder Luzern pendeln, ist also nicht wahr geworden.
Seewer vergleicht die Situation des Tessins nach Eröffnung des Basistunnels mit der Situation im Wallis nach Eröffnung des Lötschbergtunnels 2007, der viele Menschen langfristig ins Wallis gelockt hatte. Der grosse Unterschied zum Gotthard: Die Fahrt von Visp nach Bern dauert weniger als eine Stunde, jene von Bellinzona nach Zürich jedoch eine Stunde und 40 Minuten.
«Es dauert also auch mit dem Gotthard-Basistunnel immer noch lange, vom Tessin nach Zürich zu gelangen», stellt der ARE-Vizedirektor fest. Auch handle es sich um zwei verschiedene Sprach- und Kulturräume. «Für eine Deutschschweizer Familie, die ihre Kinder in die Schule schicken will, ist das im Tessin schwieriger als im Wallis.»
Neue Stellen schaffen
Seewer betont aber auch, dass Entwicklungen wie im Wallis Zeit bräuchten. Ausserdem müssten die Tessinerinnen und Tessiner ihre Hausaufgaben machen und vermehrt Stellen schaffen, die mögliche Neuzuzüger interessieren könnten.