- Die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht Finma hat bei Julius Bär schwere Mängel in der Geldwäschereibekämpfung festgestellt.
- Das Fehlverhalten steht im Zusammenhang mit den mutmasslichen Korruptionsfällen rund um den Ölkonzern PDVSA und den Fussballverband Fifa, wie es in einer Mitteilung der Behörde heisst.
- Die Bank wird angewiesen, wirkungsvolle Massnahmen zu ergreifen. Ausserdem ist es Julius Bär vorläufig untersagt, grosse und komplexe Firmenakquisitionen durchzuführen.
Die Bank müsse zudem Prozesse bei der Rekrutierung und beim Management von Kundenberatern anpassen. Ausserdem soll sie in der Vergütungs- und Sanktionspolitik aktiv werden – und im Verwaltungsrat den Fokus auf die Geldwäschereibekämpfung erhöhen.
Bis zur Wiederherstellung des ordnungsgemässen Zustandes ist es der Bank untersagt, grosse und komplexe Firmenakquisitionen durchzuführen. Die Finma wird die Umsetzung der Massnahmen von einem unabhängigen Beauftragten überprüfen lassen.
Verhaftung eines Kundenberaters in den USA
Im Zusammenhang mit den mutmasslichen Korruptionsfällen rund um den staatlichen venezolanischen Ölkonzern Petróleos de Venezuela S.A. (PDVSA) sowie den internationalen Fussballverband Fifa hat die Finma bei mehreren Schweizer Banken abgeklärt, ob die Regeln zur Geldwäschereibekämpfung eingehalten worden sind.
In diesem Zusammenhang setzte sie bei der Julius Bär 2017 einen Untersuchungsbeauftragten ein. 2018 hat die Finma den Untersuchungsgegenstand nach der Verhaftung eines Kundenberaters der Bank in den USA ausgeweitet und vertieft.
Massive Verstösse der Bank Bär
Das nun abgeschlossene Verfahren habe ergeben, dass Julius Bär die Pflichten in der Geldwäschereibekämpfung sowie die Anforderungen an ein angemessenes Risikomanagement verletzt hat, so die Finma.
Ihr Sprecher Tobias Lux sagt: «Es geht nicht nur um einzelne Mitarbeiter. Das Geldwäscherei-Dispositiv insgesamt und das Risikomanagement sind nicht genügend umgesetzt worden.»
Das ganze System war marode
Die auf Compliance-Fragen im Finanzsektor spezialisierte Anwältin Monika Roth doppelt nach: «Es ist nicht ein Versagen in einem Einzelfall. Das ganze System war marode – und zwar vom Kopf her.» Die Bank Bär habe sich benommen wie in den 1990er-Jahren, als im Schweizer Finanzsektor noch wenig reguliert war.
Einen wichtigen Grund für die Vorkommnisse sieht Roth in falschen Anreizsystemen bei Julius Bär: «Man hat die Zahlen belohnt, ohne zu fragen, wie sie zustande gekommen sind.» Man belohne jene, welche gegen die Regeln verstossen. Deshalb sei es richtig, dass Julius Bär jetzt mit harten Sanktionen der Finma bestraft werde und das Risikomanagement sowie die Lohn- und Bonipolitik anpassen müsse.