Rund 150 bis 400 Liter Wasser pro Sekunde fliessen im Gotthard-Massiv durch das Gestein und müssten aus dem Neat-Basistunnel geleitet werden. Ein kleines Unternehmen mit Sitz in Erstfeld will jetzt am Nordportal in diesem Wasser Fische züchten. Diese Woche gab es vom Kanton Uri grünes Licht für das Projekt von Stefan Baumann, Geschäftsführer von Basis 57.
SRF News: Stefan Baumann, wie kommt man auf eine solche Idee?
Stefan Baumann: Wir wollten das Wasser nachhaltig nutzen. Deshalb prüften wir verschiedene Optionen. Von der Bierbrauerei über die Mineralwasser-Produktion bis zum Surfcenter. Dabei war die Fischzucht für uns die beste Option.
Warum gerade die Fischzucht?
Weil man damit auf relativ kleiner Fläche relativ viel umsetzen kann. Zudem beträgt die Wassertemperatur für die Fische ideale 14 Grad. Die Idee mit der Mineralwasser-Produktion und der Bierbauerei schlossen wir aus, weil in diesen Bereichen der Markt umkämpft ist. Ein Surfcenter zu führen, wäre auch schwierig gewesen, da Erstfeld nicht eine touristische Hochburg ist.
Zur technischen Seite des Projekts: Das Wasser sickert durch das Massiv, und dann?
Dann wird das Wasser über zwei Leitungen aus dem Tunnel geführt. Je eine Leitung pro Tunnelröhre. Mindestens 150 Liter Wasser pro Sekunde bei 13 bis 15 Grad.
Und dieses Wasser eignet sich für die Fischzucht?
Ja, genau. Wir haben das auch untersuchen lassen. Das Wasser hat Trinkwasser-Qualität. Wir betreiben jetzt auch eine kleine Laboranlage und liessen schon einige Fische im Wasser schwimmen. Und haben gesehen, dass die Fische sehr gut gedeihen.
Warum wollen Sie lokale Fischarten züchten?
Ursprünglich wollten wir Fischarten züchten, die nicht allgemein bekannt sind. In unserem Testbetrieb hat sich aber gezeigt, dass zum Beispiel Trüschen auf dem Markt überhaupt nicht ankommen. Die werden eigentlich nur von Fischkennern gekauft. Was der Markt nicht kennt, ist sehr schwierig abzusetzen. Der Marketing-Aufwand wäre riesig. Und für diese Arbeit sind wir als Fischproduzenten nicht die Richtigen.
Sie planen «die grösste Fischzucht der Schweiz». Wie gross ist das Risiko, dass die Zucht bezüglich der Tierhaltung zur Massenproduktion wird?
Wir werden die Möglichkeiten bezüglich dem Wohlergehen der Fische ausschöpfen. Es gibt einiges, was dem Fisch gut tut – was in anderen Ländern sicher nicht üblich ist. Wir haben in der Schweiz sehr gute Tierschutzgesetze, die einen engen Rahmen festlegen.
Wie wird sich Ihre Zucht von ausländischen unterscheiden?
Erstens werden wir keine Antibiotika einsetzen. Unterschiede gibt es auch bezüglich der Dichte an Fischen, die man pro Kubikmeter Wasser einsetzen darf, zum Beispiel 50 Kilogramm pro Kubik Wasser.
Dann werden wir bei den Abläufen auch das Tierwohl berücksichtigen. So wird auch die «Ernte» sicher anders sein als im Ausland, von der Betäubung bis zur Filetierung. Da gibt es in der Schweiz strikte Vorschriften. Man kann nicht das machen, was man zum Beispiel in Deutschland und in anderen Ländern machen darf.
Wie lange muss man warten, bis man ein Zanderfilet vom Gotthard auf dem Teller hat?
2020 wird man die ersten Zanderfilets haben. Das Projekt, an dem wir jetzt arbeiten, ist die Satzfischzucht. Das sind die Jungfische. Im Sommer werden wir eine eigene Satzfischzucht haben mit Elterntieren. Und die werden dann regelmässig ablaichen. Diese können wir dann regional in der Schweiz an kleine Zanderzuchten liefern.
Das Gespräch führte Melanie Pfändler.