Das Kotelett auf dem Grill, die Wurst im Salat – unser Fleischkonsum hat einen Einfluss auf das Klima. Das führt der jüngste Bericht des Weltklimarates deutlich vor Augen. Da liegt der Schluss nahe: Würden alle Menschen etwas weniger Fleisch essen, könnte man den Ausstoss von Treibhausgasen deutlich reduzieren.
Aber: Ist das ein realistisches Szenario? Und: Dürfte allenfalls die Politik eingreifen, um dieses Ziel zu erreichen? Über diese Fragen wird dieser Tage in Deutschland heiss diskutiert.
Gezügelte Fleischeslust
Agrarpolitiker aus dem Bundestag fordern, den Konsum von Fleisch zu verteuern. Entweder mit einer neuen Steuer oder durch die Erhöhung der Mehrwertsteuer. SPD- und Grünen-Politiker finden die Idee gut. Das überrascht nicht.
Auch einzelne Vertreter der bürgerlichen Parteien zeigen sich offen. Doch die Geister in Berlin scheiden sich: Hilft höher besteuertes Fleisch dem Klima und den Tieren? Oder ist es vielleicht doch eher ein weiteres Label?
Neu ist die Idee einer Fleischsteuer nicht. Schon seit 2007 gibt es auch in der Schweiz die Webseite fleischsteuer.ch, Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen. Wäre es auch hierzulande an der Zeit, wieder intensiver darüber nachzudenken?
Aktuell gibt es in der Schweiz keine derartigen Bestrebungen, wie SRF-Wirtschaftsredaktorin Maren Peters in einer Blitzumfrage erfahren hat: «Weder beim Bund noch beim Konsumentenschutz wird aktuell eine Fleischsteuer diskutiert, geschweige denn befürwortet.»
Der Schweizer Fleischverband erklärt, er verfolge die Diskussion in Deutschland. Es sei aber fraglich, was eine höhere Steuer auf Fleisch bringen solle. Wenn Konsumenten mehr fürs Tierwohl und die Umwelt tun möchten, sei es sinnvoller, Bauern für eine bessere Produktion höher zu entschädigen. So aufgeregt die Debatte in Deutschland, so leise ist es also in der Schweiz.
Und: Aus politischer und wirtschaftlicher Warte ist der Sinn einer höheren Besteuerung von Fleisch umstritten: «Auch, weil es bei der Mehrwertsteuer keine Zweckbindung gibt», sagt Peters. Heisst: Wenn Konsumenten eine höhere Steuer auf Fleisch zahlen müssten, würden die Mehreinnahmen nicht automatisch in den Tier- oder Umweltschutz fliessen.
Schmerzhafter Griff ins Portemonnaie
Befürworter einer höheren Fleischsteuer argumentieren, dass höhere Preise ein natürlicher Appetitzügler sind. «Nur geht die Rechnung ‹höherer Preis – niedrigerer Fleischkonsum› nicht automatisch auf», so Peters. Denn der Durchschnittspreis für Fleisch steigt seit Jahren an. Der Durchschnittskonsum von rund 52 Kilo pro Kopf ist trotzdem weitgehend stabil geblieben.
Der Branchenverband Proviande erklärt dies damit, dass für den Fleischkonsum nicht nur der Preis ausschlaggebend sei. Wichtiger sei das Vertrauen in eine artgerechte Haltung und das Tierwohl.
Die durchschnittlichen Tierschutzstandards in der Schweiz seien in der Tat höher als im umliegenden Ausland, bestätigt die Wirtschaftsredaktorin. Doch auch hier folgt das aber: Nicht alle Nutztiere profitieren davon – und ausländisches Fleisch holt auch in Sachen Qualität und Tierwohl auf.