Die Idee ist spannend. Wer in Flims in Richtung Unesco-Weltnaturerbe Sardona möchte, kann den Halt der Gondel seit einem Jahr per Knopfdruck wählen. Eine Gondel fährt beispielsweise zum Ziel 1 und fährt anschliessend zum nächsten, gewählten Ziel, eine andere Gondel endet bei Ziel 4 und so weiter. So soll es viel weniger Leerfahrten geben als bei herkömmlichen Gondeln.
Im Sommer funktionierte das System gut. Jetzt im Winter, wenn viele Skifahrerinnen und Skifahrer gleichzeitig mit dem FlemXpress fahren wollen, ist das System überfordert. Es läuft deshalb im Testbetrieb. Zum Teil gibt es lange Wartezeiten – vor dem Abfahren, aber auch während der Fahrt, wenn eine Gondel unverhofft eine längere Pause macht.
Im Testbetrieb werden die Gäste an der Talstation nach ihrem Zielort gefragt, sortiert und der richtigen Gondel zugewiesen. Das Ziel wäre allerdings, dass sie die Station selbst per Knopfdruck wählen können.
60 Gondeln verlassen derzeit pro Stunde die Talstation. Nicht ortskundige Personen haben zum Teil Mühe, sich zu orientieren. «Wir müssen die Gäste noch besser informieren», sagt Markus Menzi, Geschäftsführer der Bartholet AG, die das System entwickelt hat.
Im Testbetrieb hätten sie die Wahlmöglichkeiten der Stationen auch einschränken müssen, um einen robusten Betrieb zu gewährleisten. «Wir haben Gäste, die sehr interessiert sind. Natürlich gibt es auch Leute, die weniger Geduld haben, um dann in einer Gondel auch mal kurz zu warten», sagt Menzi.
Gäste mit Kindern sind speziell gefordert
«Wir haben über Weihnachten und Neujahr viel gelernt», sagt Senta Gautschi, Geschäftsführerin der Weissen Arena Bergbahnen AG. «Das Gästeverhalten kann man leider nur in echt lernen.» Darum müsse man die Bahn auch während der Hauptsaison testen können. Das grösste Problem sei, dass eine Gondel irgendwo auch mal zehn Minuten anhalten könne, um auf eine andere Gondel zu warten.
Es ist problematisch, wenn man in der Gondel mit Kindern plötzlich eine Stunde warten muss.
Skifahrer Louis Sieber findet es problematisch, wenn man in der Gondel mit Kindern plötzlich eine Stunde warten muss, was auch schon vorgekommen sei. Weitere Feriengäste ergänzen: «Zwei Stunden zur Station Startgels, das willst du mit drei Kindern nicht», sagt Doris Büchel. Und Christian Seewald ergänzt: «Funktionieren tut's super, aber es ist immer so eine Überraschungskiste, ob man wirklich schnell hochkommt oder lange warten muss.» Im Sommer sei es gut.
«Letztes Jahr im Winter hat es überhaupt nicht funktioniert», bilanziert Hanna Seewald, insofern seien sie dieses Jahr schon positiv überrascht.
Das Gästeverhalten kann man leider nur in echt lernen.
Der FlemXpress ist laut der Betreiberin, der Weissen Arena Bergbahnen AG, ein weltweit einzigartiges Gondelsystem, das über ein Auswahlsystem «on demand» für die Stationen verfügt. Ähnlich wie bei einem Lift. Im Dezember 2023 wurden die ersten zwei Sektionen in Betrieb genommen. Jetzt laufen vier Sektionen, die fünfte und letzte nach Cassons soll im Sommer fertig sein.
Entwickelt wurde der FlemXpress vom Flumser Maschinenbauunternehmen Bartholet AG. Jede Kabine hat einen eigenen Elektroantrieb für die Fahrt durch die einzelnen Stationen. Dank einer maximalen Auslastung jeder Kabine, vor allem aber dank weniger Leerfahrten, soll die Bahn besonders energieeffizient sein.
Der FlemXpress führt ab Sommer 2025 auch auf den Cassonsgrat, der zur Tektonikarena Sardona gehört. Mit dem Bau der letzten Etappe wird damit ein Unesco-Weltnaturerbe von Flims her erschlossen.