Der Berner Florian Spring ist gelernter Schreiner. Jahrelang reiste er von Land zu Land und arbeitete an den jeweiligen Orten. Dabei merkte er, wie er an sehr intimen Momenten teilhaben kann, wenn er selbst vor Ort ist und begann damit, diese Begegnungen zu dokumentieren. Nun arbeitet er hauptberuflich als Fotograf.
SRF News: Florian Spring, Sie waren als Fotograf Zeuge eines geheimen Rituals in Papua-Neuguinea. Was ist genau passiert?
Das ist ein Ritual, bei welchem sich junge Männer in ein Krokodilnest begeben und ihre Haut skarifizieren lassen, damit sie der von Krokodilen ähnelt.
Skarifizieren heisst, dass sie sich ritzen lassen...
Genau, sie lassen sich in den Rücken schneiden. Was sie dafür genau benutzen, das darf ich nicht verraten. Das ist eine Abmachung mit dem Stamm.
Weshalb wollen sie gerade Krokodilhaut?
Krokodile haben eine heilige Bedeutung. Einerseits jagen die Männer die Krokodile, denn sie gehören zu den Grundnahrungsmitteln. Andererseits wird das Krokodil als Stärketier angesehen. Diese Stärke zu erhalten ist das Ziel des Rituals.
Wie war es, als Fotograf diesem Spektakel zuzuschauen?
Es war manchmal gut, dass ich mich hinter der Kamera verstecken konnte. Bisher ist es mir selten passiert, dass mir beim Fotografieren Tränen gekommen sind.
Ich bin an meine Grenzen gekommen.
Aber da war das der Fall. Nicht weil es unappetitlich war, sondern eher, weil es so ein intimer Moment war. Ich bin an meine Grenzen gekommen.
Einfach so durften Sie das Ritual nicht fotografieren. Sie mussten Gegenleistungen erbringen: Sie hatten Dafalgan, Thunfisch und Reis im Gepäck und Sie mussten ein Krokodil erlegen.
Und ein Schwein musste ich auch mitbringen. Das war gar nicht so einfach. Man kann das nicht einfach im Handgepäck im Flugzeug transportieren (lacht). Das hab ich alles mitgebracht, aber nicht nur wegen der Zeremonie.
Ein Pack Dafalgan ist im Busch Gold wert.
Medikamente hatte ich dabei, weil diese dort nur schwer zu finden sind. Ein Pack Dafalgan ist im Busch Gold wert. Ein Krokodil musste ich töten, damit ich während der Zeremonie nicht von bösen Geistern heimgesucht werde. Das war ihnen wichtig. Ich habe auch nicht die ganze Zeremonie fotografiert – aus Respekt.
Das Gespräch führte Matthias Haymoz.