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Flug ins Ungewisse Flughafen Lugano-Agno entlässt präventiv sein Personal

Die Kündigungen wurden vor den Abstimmungen über die Finanzspritzen für den Flughafen ausgesprochen. Linke sprechen von Erpressungsversuch, Rechte sehen darin einen Rettungsanker.

Der Flughafen Lugano hat per Ende April allen 77 Mitarbeitern die Kündigung ausgesprochen. Die Kündigungen werden gegenstandslos, falls das Tessiner Stimmvolk am 26. April einer Finanzspritze für den Flughafen zustimmt. Die Lugano Airport SA (Lasa) teilt mit, die Mitarbeiter hätten die Kündigungen per Ende April in einer «konstruktiven Stimmung» erhalten.

Hoffnung stirbt zuletzt

Für Ivo Carrozzo, Mitglied der Personalkommission des Flughafens Lugano, ist klar: Ein Neustart muss her. Das Personal glaube an die Pläne für den Relaunch des Flughafens, erklärte Carrozzo gegenüber RSI.

Geplant ist eine Erhöhung der Beteiligung an der Lugano Airport SA durch den Kanton Tessin. Zudem hat das Tessiner Kantonsparlament im November einer Rekapitalisierung der Gesellschaft in Höhe von 2.4 Millionen Franken zugestimmt und 920'000 Franken für die Deckung der Verluste sowie einen Kreditrahmen für einen jährlichen Beitrag von 520'000 Franken für die Verluste bis 2024 gesprochen.

Auch die Stadt Lugano will einen Millionenbetrag in den defizitären Flughafen stecken. Lugano soll in Zukunft ein Hub für private Business-Jets werden.

Private Jets statt Linienflüge

Doch sowohl auf kantonaler als auch auf kommunaler Ebene haben die linken Parteien erfolgreich das Referendum gegen die weitere Finanzierung des krisengeschüttelten Flughafens ergriffen. Weite Teile der Bevölkerung sehen die Millionen-Investitionen in den Flughafen kritisch. Denn mindestens seit dem Grounding der Airline Darwin Ende 2017 steckt der Flughafen Lugano-Agno in grossen Schwierigkeiten.

Auch die slowenische Adria Airways ging unterdessen Konkurs. Sie hatte bis Ende September als Codeshare-Partner für Swiss die Destination Lugano vom Flughafen Zürich aus bedient. Nun hat Lugano auch seinen letzten Linienflug verloren.

Video
Aus dem Archiv: Keine Flüge mehr zwischen Lugano und Zürich
Aus Schweiz aktuell vom 01.10.2019.
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 14 Sekunden.

Friss oder stirb

Zur Rekapitalisierung gebe es keine Alternative, erklärt der Luganeser Stadtpräsident Marco Borradori (Lega) gegenüber RSI und doppelt nach: «Bei einem Nein an der Urne müssen wir gleich am Folgetag die Bilanzen beim Konkursrichter deponieren.»

Diese Aussagen bringen die Gegner zum Glühen. Das linke Movimento per il Socialismo (MPS) spricht in einer Mitteilung von «Erpressungsversuchen» der Flughafenbefürworter. Es sei offensichtlich, «dass die Betreiberfirma des Flughafens mit den provisorischen Kündigungen die Abstimmung Ende April beeinflussen will.»

Heisser Abstimmungskampf

Schon heute ist klar: Der Abstimmungskampf wird mit harten Bandagen geführt. Denn für das Tessin steht einiges auf dem Spiel: Die Befürworter sehen im Flughafen nicht nur Aviatik und Arbeitsplätze, sondern auch das Symbol einer direkten internationalen Anbindung.

Die Gegner hingegen fürchten die aus ihrer Sicht sinnlose Verbrennung von Millionen von Steuergeldern, welche anderswo dringend benötigt werden. Am 26. April entscheidet das Tessiner Stimmvolk, ob der Flughafen Lugano noch einmal durchstarten darf.

SRF 4 News 12.30 Uhr 11.2.2020

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