Das Geschäft mit Privatjets boomt. Beim Walliser Regionalflughafen Sitten etwa hat die Zahl der Business-Flüge seit Ausbruch der Pandemie um zehn Prozent zugelegt. Das freut die Flugplatzbetreiber und ärgert Klimaschützer.
«Wer mit einem Privatjet reist, verursacht zehnmal mehr CO₂-Emissionen, als dies mit einem Linienflug der Fall wäre. Gegenüber der Fahrt in einem Schnellzug liegt dieser Faktor sogar bei 150. Da hinterlässt man einen gewaltigen ökologischen Fussabdruck», sagt Christophe Clivaz. Der Walliser Nationalrat der Grünen verfolgt die Entwicklung der Business-Fliegerei mit Unbehagen.
Rekord gebrochen
2019 wurden in Sitten knapp 6000 Starts und Landungen von Business-Jets gezählt. Das war der Höchststand. 2021 waren wurde dieser Rekord gebrochen – trotz Corona-Restriktionen waren es sogar 6500 Bewegungen. Die Pandemie hat der Business-Jet-Branche nämlich neue Kundschaft gebracht: Leute, die es sich leisten können, grosse Flughäfen und Linienflüge zu meiden. Leute, die nicht anstehen und warten wollen, um stundenlang mit anderen Menschen in einem Flugzeug zu sitzen.
Wir wollen die Business-Jet-Fliegerei weiter fördern.
Davon will die Stadt Sitten profitieren. Sie betreibt den Regionalflughafen. Christian Bitschnau ist Vize-Stadtpräsident und der politische Verantwortliche des Flughafens. «Wir wollen die Business-Jet-Fliegerei weiter fördern. Für den Tourismuskanton Wallis ist sie ein wichtiges Geschäftsmodell, vor allem für die Prestige-Stationen wie Zermatt, Crans-Montana und Verbier», so Bitschnau.
Angesprochen auf die Klimaproblematik meint er: «Ich kann die Bedenken verstehen, aber das Problem können wir nicht regional lösen. Würde die Schweiz restriktiver, würden die Leute halt von sonst wo fliegen.» Um in Sachen Umweltschutz Resultate erzielen zu können, müsse man sich europäisch oder global organisieren, so Bitschnau. Er verweist auch auf die Zukunft, in der Privatjets mit synthetischem Kerosin fliegen würden.
Grüne stellen Flughafen infrage
In der Gegenwart aber plagen die Flugplatzbetreiber finanzielle Sorgen. Der Regionalflughafen Sitten ist seit Jahren defizitär. Die Stadt Sitten und der Kanton Wallis tragen den Verlust von jährlich rund drei Millionen Franken gemeinsam.
Jetzt gibt es Pläne, wonach der Kanton den Flugplatz künftig ganz übernehmen soll. Für Grünen-Nationalrat Christophe Clivaz ist das ein Unding. Er stellt den Flugplatz als solchen infrage. «Man muss ihn reduzieren. Einverstanden, es braucht Platz für Helikopter und Segelflieger, aber wir benötigen keine zwei Kilometer lange Piste in Sitten. Die Steuergelder würde man besser in den öffentlichen Verkehr im Wallis investieren.»
Wie wichtig der Flugplatz Sitten für das touristische Wallis tatsächlich ist, wird im Kanton immer wieder diskutiert. Ob der Kanton den Flugplatz künftig ganz übernehmen soll, entschiedet das Walliser Kantonsparlament. Die Corona-Pandemie hat dem Flughafen jedenfalls zu mehr Flügen verholfen.