Langsam tuckert die Tante Ju an den Wolken vorbei, knattert wie kein anderes Flugzeug. Während Jahrzehnten eroberte die Ju-52 so auf Rundflügen die Herzen der Schweizerinnen und Schweizer. 2018 jedoch stürzte eine Maschine bei Flims (GR) ab. Alle zwanzig Personen an Bord kamen ums Leben. Seither sind die Flieger am Boden.
Doch der Verein Ju-Air träumt von einem Revival im nächsten Jahr: Eine von ursprünglich drei Maschinen soll wieder in die Lüfte steigen. Dafür soll das Flugzeug saniert werden. Verantwortlich dafür ist die Junkers Flugzeugwerke AG mit Sitz im Kanton St. Gallen.
Nun rücken die Pläne allerdings in weite Ferne. «Wir gehen davon aus, dass die Maschine nicht mehr flugtauglich wird», schreibt das Unternehmen in einer E-Mail, die SRF vorliegt.
Grosse Enttäuschung und Überraschung
Die E-Mail richtet sich an einen Journalisten von «SkyNews.ch». Im Schweizer Luftfahrtmagazin hat er zuerst über die misslungene Sanierung berichtet. Offenbar steht das Unternehmen vor einem Umbruch. Es soll verkleinert werden und plant, Personal abzubauen.
Bei der Ju-Air ist die Überraschung gross. «Wir haben keine offizielle Mitteilung erhalten», sagt Sprecher Christian Gartmann. Es wäre «sehr schade», wenn das Flugzeug nicht saniert würde. «Denn viele Aviatikfans und Liebhaber der historischen Militärluftfahrt freuen sich, wieder mit der Ju-52 zu fliegen.» Ohne Sanierung könne der Flugbetrieb in der Schweiz wohl nicht mehr aufgenommen werden.
«Jedes Kind kannte die Tante Ju»
Zwar bietet der Verein Ju-Air Flüge mit anderen, kleineren Maschinen an. Doch die Tante Ju war stets der Star. Gebaut wurde die Maschine in den 1930er-Jahren in Deutschland. Während vier Jahrzehnten flogen Piloten der Schweizer Luftwaffe damit. Ab den 1980er-Jahren übernahm die Ju-Air die Flugzeuge und nutzte sie für Rundflüge mit Passagieren.
«Jedes Kind kannte die Tante Ju», sagt Gartmann. «Man hörte das Flugzeug von weitem kommen. Man sah es langsam an einem vorbeiziehen.» Dass dieses Bild wahrscheinlich nie wieder aufleben werde, bedauern die Mitglieder des Vereins laut Gartmann.
Die Maschine selbst umbauen? Unmöglich!
Was geschieht nun mit der fluguntüchtigen Ju-52? Voraussichtlich kommt sie ins Flugzeugmuseum Dübendorf. Dort steht bereits ein gleiches Modell. Ein weiteres ist in Deutschland ausgestellt.
Die Maschine selbst umzubauen, ist für den Verein nicht möglich. «Das ist ein sehr aufwendiges Unterfangen», sagt Christian Gartmann. «Man muss das Flugzeug in einzelne Bestandteile zerlegen und viele davon neu herstellen. So ein grosses Projekt hätten wir nicht stemmen können.» Genau dafür suchte die Ju-Air einen externen Spezialisten, die Junkers Flugzeugwerke AG.