«Fertigsalate, Sandwiches, Brote – ich sehe immer noch in vielen Containern, dass Lebensmittelverkäufer Frischprodukte am Ende des Tages fortwerfen, obwohl sie noch essbar wären», sagt Hélène Vuille. Seit gut 20 Jahren schon bemüht sie sich bei den Lebensmittelhändlern darum, dass man ihr unverkaufte, qualitativ noch gute Frischwaren von der Take-Away-Theke abends gratis abgibt.
«Ich höre 100 Ausreden»
Zusammen mit ihrer Familie verteilt sie diese Produkte dann zügig weiter an mehrere Obdachlosenheime im Raum Zürich – ehrenamtlich. Einzelne Grossverteiler, namentlich die Migros, sind unterdessen offen für ihr Anliegen. Es sei aber ein jahrelanger Kampf nötig gewesen, bis man ihr die unverkauften Produkte abgebeben habe.
Und auch heute noch stosse sie nicht selten auf taube Ohren mit ihrem Anliegen – vor allem ausserhalb des Kantons Zürich: «Ich höre 100 Ausreden, warum das nicht möglich sei: Die Logistik fehle, das Geld, die Zeit, die Leute.»
Politischer Druck
Hélène Vuille versucht nun, via Politik Druck zu machen. In Nationalrätin Martina Munz (SP/SH) hat sie eine Verbündete gefunden. Munz hat einen Vorstoss eingereicht, der eine «kostenfreie Abgabe von geniessbaren Lebensmitteln bei Ladenschluss an zertifizierte Organisationen oder Einzelpersonen auf Verlangen» fordert.
Es geht der Initiantin dabei um die Tagesfrischprodukte, die für den Verzehr innerhalb von 24 Stunden hergestellt werden und Lebensmittel, die am nächsten Tag nicht mehr verkauft werden dürfen.
Bundesrat zeigt sich offen
Der Bundesrat steht der Idee positiv gegenüber. Er sei bereit, eine rechtliche Grundlage für das erleichterte Abgeben von Lebensmitteln an gemeinnützige Organisationen zu schaffen, um dadurch die Lebensmittelverschwendung zu bekämpfen, schreibt er in seiner Stellungnahme. Von einer Abgabepflicht will er jedoch nichts wissen. Auch müsse der Schutz der Gesundheit der Konsumenten gewährleistet bleiben.