Das Scheitern des Rahmenabkommens mit der EU hat konkrete Folgen für die Schweizer Forschenden: Die Schweiz kann dieses Jahr nur noch teilweise am europäischen Forschungsprogramm «Horizon Europe» teilnehmen – sie gilt jetzt als nicht-assoziierter Drittstaat.
Die Schweizer Hochschulen bedauern dies, wie Astrid Epiney, Vizepräsidentin von Swissuniversities, dem Zusammenschluss der Schweizer Hochschulen, sagt: «Insgesamt ist es für den Forschungs- und Innovationsplatz Schweiz ein sehr negativ zu bewertender Entscheid. Die Gefahr für dessen Attraktivität, die davon ausgeht, ist nicht zu unterschätzen.»
Ausschluss aus der «Champions League»
Laut Epiney besteht das Risiko, dass die Schweizer Forschenden mittelfristig den Anschluss an die Spitzenforschung verlieren, denn sie können sich nicht mehr für Einzelstipendien bewerben. «Das ist für die Forschenden ein grosser Nachteil. Denn diese Stipendien sind sozusagen die Champions League in den internationalen Ausschreibungen – und auch wichtig für die internationale Anerkennung und Vernetzung.»
Mittel- und langfristig besteht die Gefahr der Isolation – und das entspricht nicht dem Wesen der offenen Forschungszusammenarbeit zwischen den besten Köpfen der Welt.
Es geht also vor allem um die internationale Zusammenarbeit, die in der Forschung besonders wichtig ist. Und es geht weniger ums Geld, denn dieses steuert die Schweiz dieses Jahr selbst bei, wie Philipp Langer vom zuständigen Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation SBFI, sagt: «Kurzfristig können wir die meisten Instrumente mit nationaler Finanzierung überbrücken. Mittel- und langfristig besteht die Gefahr der Isolation – und das entspricht nicht dem Wesen der offenen Forschungszusammenarbeit zwischen den besten Köpfen der Welt.»
Für dieses Jahr bezahlt die Schweiz die Forschung also selbst. Im nächsten Jahr möchte sie dann voll bei «Horizon Europe» dabei sein, wie Langer sagt: «Das Ziel des Bundesrates ist ganz klar eine möglichst rasche und vollständige Assoziierung an ‹Horizon Europe›. Wenn es dieses Jahr nicht mehr geklappt hat, dann eben nächstes Jahr.»
Kohäsionsmilliarde als Schlichtungswerkzeug?
Eine wichtige Rolle spielt dabei die zweite Kohäsionsmilliarde, die die Schweiz der Europäischen Union bezahlen soll. Langer ist zuversichtlich, dass es mit der Teilnahme an «Horizon Europe» klappt, wenn die Zahlung an die EU erfolgt. Dann könnten Verhandlungen beginnen. «Von der Schweizer Seite her sind wir parat für die Aufnahme der Verhandlungen. Das Mandat steht und die Finanzmittel sind vom Parlament gesprochen.»
Die Schweizer Hochschulen sind etwas skeptischer, ob es so rasch klappt – aber auch sie hoffen, dass die Schweiz möglichst bald voll beim wichtigen EU-Forschungsprogramm mitmachen kann.