Zum Beispiel Florence Schnydrig Moser, 48. Die studierte Mathematikerin und CS-Topbankerin wechselt nach einem Abstecher als Chefin des Kreditkartenanbieters Swisscard in die Geschäftsleitung der Zürcher Kantonalbank, ZKB. Als erste Frau in der 150-jährigen Geschichte der ZKB erobert die Walliserin einen der Chefsessel in der grössten Staatsbank der Schweiz.
SRF: Wie haben Sie es dorthin geschafft?
Florence Schnydrig Moser: Es klingt nach Klischee, aber man muss auch zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Und ich hatte von meinem Werdegang her wahrscheinlich viel mitgebracht, das die ZKB spezifisch suchte.
Weshalb gelingt es nur wenigen Frauen?
Ein Element ist sicher die Schweizer Kultur. Gerade in den karriere-entscheidenden Jahren zwischen 30 und 40 fahren die Frauen beruflich runter, sind für Familie und Kinder da. Das ist ein Karrierehindernis. Ein 80 Prozent-Pensum in Toppositionen ist möglich. Mit 50 oder 60 Prozent ist es unrealistisch. Ich habe immer 100 Prozent gearbeitet.
Sie haben zwei Buben im schulpflichtigen Alter, wie machen Sie das?
Es ist eine Frage der Organisation. Bei uns hat der Mann seine Karriere «on hold» gestellt und schaut zu den Kindern. Tatsache ist auch, dass in der Schweiz das öffentliche System mit Tagesschulen nicht gleich ausgebaut ist wie in anderen Ländern.
Karriere mit 50 Prozent ist unrealistisch.
Einen andern Weg ging Edith Aldewereld. Die 48-jährige Holländerin machte sich nach fast 15 Jahren bei Privatbanken selbständig als Vermögensverwalterin. Sie ist spezialisiert auf Anlegerinnen und Mitgründerin eines Frauen-Netzwerkes mit über 700 Mitgliedern.
SRF: Warum haben Sie ein Frauen-Netzwerk gegründet?
Edith Aldewereld: Jeder Vermögende kann sein Geld nachhaltig anlegen, so dass er etwas verdient und gleichzeitig etwas für die Gesellschaft und unseren Planeten tut. Es hat sich gezeigt, dass Frauen ein viel grösseres Bedürfnis haben nach nachhaltigem Anlegen als Männer. Ein zweiter Grund: In der Finanzwelt gibt es viel zu wenig Frauen, die Einfluss haben. Das wollen wir ändern.
Welches Ziel verfolgen Sie mit dem Netzwerk?
Das Netzwerk ist für Frauen, die für sich und die Finanzwelt etwas ändern wollen. Wir wollen aktiv sein. Wir motzen nicht über Geschlechter-Ungerechtigkeit. Es geht darum, dass wir die Finanzwelt so gestalten wollen, wie wir denken, dass sie aussehen soll. Damit auch unsere Nachkommen davon profitieren können.
Frauen haben ein viel grösseres Bedürfnis nach nachhaltigem Anlegen
Bernadette Leuzinger ist mit 29 Jahren eine der jüngsten Finanzchefinnen der Schweiz. Sie arbeitet bei der Krypto-Fund AG. Krypto-Anlagen wie Bitcoins sind ihre Spezialität. In dieser noch jungen Szene tummeln sich fast ausschliesslich Männer. Oft ist sie die einzige Frau am Sitzungs- oder Apérotisch.
SRF: Wie ist es für Sie, häufig die einzige Frau zu sein?
Bernadette Leuzinger: Ich mache mir nicht so viele Gedanken darüber. Für mich war immer wichtig, dass ich kompetent rüberkomme, dann verschwinden Vorurteile jeweils rasch. Einmal sagte mir ein Mann, er hätte anfangs gedacht, ich sei die Freundin von einem der Teilnehmer (an einem Anlass in der Bitcoin-Szene). Die, die halt so mitkommt und ruhig dasitzt. Nach der ersten Diskussion mit mir habe er dann realisiert, dass ich da bin, weil es mich interessiert.
Wie wurden sie Finanzchefin?
Das hat sich über die letzten dreieinhalb Jahre ergeben. Ich bin an meiner Rolle gewachsen.
Es ist wichtig, Kompetenz rüberzubringen, dann verschwinden Vorurteile rasch.
Es ist auch sehr wichtig, in welchem Umfeld man arbeitet und dass man überhaupt die Möglichkeit erhält, um das zu erreichen. Dafür bin ich auch super dankbar. Es war hier nie ein Thema, dass ich eine Frau bin.