Gemeinde-Exekutiven ohne Männervertretung gibt es im Kanton Zürich nicht, solche ohne Frauenvertretung allerdings schon. 15 Zürcher Gemeinden sind in reiner Männerhand, eine von ihnen ist die Gemeinde Winkel ganz in der Nähe des Flughafens. Die Männerdominanz im Gemeinderat von Winkel soll bei den Wahlen Ende Monat nun aber gesprengt werden.
Erreichen will das Leila Salihu, 37 Jahre alt, Ärztin, Mutter. Sie will den rund 4000 Einwohnerinnen und Einwohnern eine Alternative bieten und kandidiert als SP-Politikerin für den Gemeinderat von Winkel – als einzige Frau und ohne politische Erfahrung.
Umso dankbarer ist Salihu, dass sie von prominenter Seite Unterstützung erfährt. SP-Nationalrätin Priska Seiler-Graf steht ihr beratend zur Seite. «Ich kann mich mit jeder Frage an sie wenden», sagt Salihu – sei es über das Polit-Handwerk oder das Wahlkampf-Einmaleins. Und, fügt Seiler-Graf an, es brauche auch moralische Unterstützung. «Manchmal muss man Frauen Mut machen, damit sie sich eine solche Kandidatur zutrauen – gerade, wenn es noch keine Frauen in diesem Amt gibt.»
30 Duos starten Frauenangriff in den Gemeinden
Die Gemeinde Winkel ist keine Ausnahme. Der Frauenanteil in den Schweizer Gemeinde-Exekutiven liegt aktuell bei 24 Prozent. Oder anders gesagt: Drei von vier Gemeinderäten sind Männer. Die Zürcher Frauenzentrale hat sich zum Ziel gesetzt, diesen Anteil bei den Gemeindewahlen Ende März zu steigern und hat das Projekt «Zürich Löwinnen» ins Leben gerufen.
«Wir haben Frauen früh motiviert, zu kandidieren und Netzwerke zu bilden, die tragbar sind für die Zukunft», sagt die frühere BDP-Nationalrätin Rosmarie Quadranti, Präsidentin der Zürcher Frauenzentrale. Eine Art Patinnendienst soll beim Projekt Unsicherheiten aus der Welt schaffen. Die Mentorin begleitet die Neu-Politikerin im ersten Polit-Jahr und bietet Unterstützung.
Mit Blick auf die Gemeindewahlen Ende März hat die Frauenzentrale im Kanton Zürich 30 solche Paare wie das Duo Salihu/Seiler-Graf gebildet – quer durch alle Parteien, von den Grünen bis FDP. Klar untervertreten, gemessen an ihrer Grösse, ist die SVP. «Ich habe mich zuerst schon als Exotin gefühlt und wusste auch nicht, ob es erwünscht ist, dass ich als SVP-Politikerin an diesem Programm teilnehmen soll», sagt Seraina Billeter.
Fehr-Düsel will den Frauenanteil in der SVP erhöhen
Die 21-Jährige kandidiert für den Gemeinderat in Bubikon im Zürcher Oberland und hat nun eine erfahrene Politikerin an ihrer Seite. SVP-Kantonsrätin Nina Fehr-Düsel findet es wichtig, dass auch die SVP in der Frauenzentrale vertreten ist. «Frauen hat es in der Politik nicht viele und in der SVP gibt es hier noch Luft nach oben», sagt sie. Häufig sei sie in verschiedensten Gremien die einzige Frau gewesen.
Es brauche vor allem Selbstbewusstsein, so der Tipp von Fehr-Düsel an Jungpolitikerin Seraina Billeter. «Sie hat mir klar gesagt, dass ich mich in den Vordergrund drängen sollte und mir so Respekt gegenüber den Männern verschaffen kann», so die 21-Jährige. Respekt verschaffen: Die Zürcher Löwinnen brüllen. Ob sie sich bei den Wählerinnen und Wählern Gehör verschafft haben, entscheidet sich am 27. März.