Fast zwei Dutzend Forderungen haben die 246 Teilnehmerinnen der Frauensession in eineinhalb Tagen verabschiedet. In Form von Petitionen gelangen sie nun ins eidgenössische Parlament. Doch nur wenige werden schon bald Gnade finden in National- und Ständerat. Von den gewichtigeren Themen werden es am ehesten jene sein, über denen das Parlament sowieso schon in irgendeiner Form brütet.
Zum Beispiel billigere Kita-Plätze. Wie die externe Kinderbetreuung nachhaltiger unterstützt werden könnte als über ewige Anschubfinanzierungen, ist bereits Thema in den Kommissionen. Da könnte der Anstoss der Frauensession, dafür einen Fonds zu schaffen, der mit Steuergeldern gespeist wird, zum richtigen Zeitpunkt kommen. Ähnliches gilt für die Revision des Sexualstrafrechtes. Dass Sex ohne Einwilligung strafbar sein soll, auch wenn das Opfer sich nicht gewehrt hat – zum Beispiel weil es in Schockstarre ist – wird bereits diskutiert.
Schwerer Stand für Pensionskassen-Gutschriften
Andere gewichtige Forderungen jedoch werden in naher Zukunft keine Chance haben. Das Parlament tut sich sowieso schon seit Jahren schwer mit einer Reform der schwächelnden Altersvorsorge. Da wird es kaum Gehör finden für die Forderung, Mütter sollten Pensionskassen-Gutschriften bekommen, wenn sie daheim bleiben, um sich um die Kinder zu kümmern. So nachvollziehbar auch die Klage darüber ist, dass bezahlte und unbezahlte Arbeit sehr ungleich verteilt ist zwischen Männern und Frauen: Was viel kostet, hat es in der Schweiz schwer.
Dafür ist denkbar, dass das Parlament kleinere Wünsche erfüllt. Etwa mit einem Nationalfonds-Programm zur Gender-Medizin. Damit würde erforscht, warum und wie Frauen und Männer einige Krankheiten anders erleben und vielleicht auch verschieden behandelt werden müssten.
Frauensession war schon einmal ein starker Auftakt
Die schnellen politischen Erfolge der Frauensession dürften sich also in Grenzen halten. Dennoch wird der Anlass wohl nachwirken. Denn zwischen den sehr unterschiedlichen Frauen entwickelte sich eine augenfällig starke, positive Energie. Wer glaubt, die Session habe damit etwa den gleichen Effekt wie ein Wellness-Wochenende, dürfte sich aber täuschen. Denn Teilnehmerinnen der ersten Frauensession vor 30 Jahren berichten, bei ihnen habe diese Energie noch lange nachgewirkt und zu politischem Engagement geführt.
Tatsächlich war die Frauensession damals der Auftakt zu einem stark feministisch geprägten Jahrzehnt. Es wäre deshalb keine Überraschung, wenn man von mancher Frau, die in der aktuellen Session im Ratssaal sass, noch hören würde. Die meisten dieser Frauen, überwiegend noch ohne politisches Amt, haben sich in einem Online-Wahlkampf durchsetzen müssen. Alle haben danach in Kommissionen gearbeitet und sind schliesslich im Bundeshaus zusammengekommen, um abzustimmen und Netzwerke zu knüpfen. Der politische Same ist gesät. Auf die Ernte darf man gespannt sein.