Walter von Allmen hat sie von seinem Haus aus in Stechelberg direkt im Blick: Die steilen Felswände, von denen sich jedes Jahr Hunderte Basejumperinnen und Basejumper stürzen. Nicht immer landen die Extremsportlerinnen und Extremsportler auf der Wiese vor seinem Haus: Er musste sie auch schon von seinem Apfelbaum holen, oder vom Hausdach. Einige Unfälle verliefen gar tödlich. «Wir sind hier im Tal mit Unfällen aufgewachsen», sagt von Allmen. Der Tod sei nicht gerade Alltag, aber er gehöre zum Leben.
Private Gedenkstätten erinnern an Verunglückte
Dass es hier im Lauterbrunnental im Berner Oberland immer wieder zu tödlichen Unfällen kommt, daran erinnern auch private Gedenkstätten. Wie etwa jene am Fusse des Mürrenbachfalls, die gleich mehreren Personen gedenkt, die in der Nähe beim Basejumping verunglückt sind. Neben Plaketten mit den Namen der Verstorbenen finden sich hier auch persönliche Gegenstände: Eine Sonnenbrille, ein Helm und sogar eine Urne.
«Solche privaten Gedenkstätten gibt es viele», sagt Walter von Allmen, der auch Präsident der Kirchgemeinde Lauterbrunnen ist. Für Menschen, die das Tal besuchen, seien markante Gedenkstätten jedoch nicht nur angenehm. «Das kann einen Ort, so schön er auch ist, stark belasten», so von Allmen. Zudem würden diese Stätten zum Bild beitragen, das in gewissen Medien von Lauterbrunnen gezeichnet werde: Dass es ein Todestal sei.
Schon länger hat die Kirchgemeinde deshalb geplant, eine offizielle Gedenkstätte für Unglücksopfer einzurichten. Dieses Wochenende wurde sie auf dem Friedhof Lauterbrunnen eröffnet. Sie besteht aus zwei grossen Steinen sowie einer Betonplatte mit einer eingravierten Feder.
Nicht nur für verunglückte Basejumper
Lauterbrunnen ist weltweit bekannt fürs Basejumping. Pfarrer Tschanz betont jedoch: «Diese Gedenkstätte ist keine Erinnerungsstätte für verunglückte Basejumper.» Unfälle würden auch anderswo passieren: beim Bergsteigen, im Wasser oder auf der Strasse.
Klar lebe man hier im Lauterbrunnental vom Tourismus, dazu gehörten auch gewagte Freizeitaktivitäten wie Basejumping, so Tschanz. «Aber uns ist es wichtig zu zeigen: Diese Todesfälle lassen uns nicht kalt.»