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Fremde Pflanzen Ewiger Kampf gegen invasive Neophyten – Zweifel werden laut

Die Bekämpfung schädlicher Pflanzen ist teuer, schwierig und oft erfolglos. Findet nun ein Umdenken statt?

Rosmarie Kiener steht an einem Abhang an der Aare und ärgert sich. Die Stadtberner Koordinatorin für Neophytenbekämpfung zeigt auf die Böschung unterhalb des Felsenauviadukts der A1. «Es ärgert mich, wie die Robinien immer wieder nachwachsen.» Ärgern darum, weil sich Rosmarie Kiener um die Artenvielfalt sorgt. «Die Robinien lassen anderen Pflanzen keine Chance.»

Busch
Legende: Invasive Neophyten sind eingewanderte Pflanzen, die sich stark ausbreiten und die heimische Pflanzenwelt verdrängen. Ein Beispiel: die Robinie, ein Baum aus Nordamerika. Thomas Pressmann/SRF

Die Stadt möchte die Robinien loswerden – und kämpft seit ein paar Jahren gegen die Bäume an: mit Schneiden und Fällen, mit dem Entfernen der Rinden, damit die Robinien langsam sterben. Alles mit mässigem Erfolg, wie Rosmarie Kiener feststellt.

Rosmarie Kiener steht vor Böschung
Legende: Rosmarie Kiener geht gegen Neophyten unter dem Felsenauviadukt vor: «Die Robinien lassen anderen Pflanzen keine Chance.» SRF/Thomas Pressmann

Robinien sind nicht die einzigen Pflanzen, welche in Bern bekämpft werden: Auch viele andere sind auf der schwarzen Liste. Für die Bekämpfung investiert die Stadt Tausende von Franken. Zivildienstler, Asylsuchende und rund 200 Freiwillige sind im Dauereinsatz.

Gute und böse Pflanzen?

In der Schweiz werden Millionen für die Neophytenbekämpfung ausgegeben. Der Bund plant, den Handel mit solchen Pflanzen weiter einzuschränken. Einer, der sich darüber aufregt, ist Markus Kobelt. Er ist Geschäftsführer von Lubera, einer Baumschule in Buchs SG.

«Es ist nicht sinnvoll, Pflanzen in Gut und Böse einzuteilen.» Markus Kobelt spricht denn auch von einer «grassierenden Pflanzenfremdlichkeit». Das sei nicht gut: Gerade in Zeiten des Klimawandels könnten fremde Pflanzen eine Art Versicherung sein.

Welche Neophyten gelten als invasiv?

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Jardin Suisse, der Unternehmerverband der Schweizer Gärtnerinnen und Gärtner, hat eine Liste mit invasiven Neophyten in der Schweiz publiziert: http://www.neophyten-schweiz.ch/ .

Das Bundesamt für Umwelt (Bafu) beschreibt in einer Broschüre invasive Neophyten mitsamt den Wegen, wie sie in die Schweiz kamen, und ihrer Ausbreitung über die Jahre:

https://www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/biodiversitaet/publikationen-studien/publikationen/gebietsfremde-arten.html

Robinien und andere Pflanzen würden sich besser an den Klimawandel anpassen als Alteingesessene, so Kobelt. Er selber lag auch schon im Clinch mit den Behörden: Der Gärtner wollte Pflanzen verkaufen, die laut dem Bund nicht mehr verkauft werden dürfen. Auch weigerte er sich, die Pflanzen mit einem Warnhinweis versehen.

Umdenken in der Waldpflege

Als invasiver Neophyt gilt immer mehr auch die beliebte Tessinerpalme. Doch neue Arten auf Teufel komm raus zu bekämpfen – das werde auch in internationalen Fachkreisen immer mehr hinterfragt, sagt Forstingenieur und Umweltjournalist Lukas Denzler: «Ab einem gewissen Punkt stellt sich die Frage, wo und ob überhaupt die Bekämpfung noch Sinn macht.»

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Legende: Gerade im Tessin immer unbeliebter: die sogenannte Tessinerpalme, welche sich rasch ausbreitet. KEYSTONE/Karl Mathis

Heisst: In Naturschutzgebieten mache es wohl Sinn, einzelne Pflanzenarten zu bekämpfen. Andernorts sei es wohl besser, die Natur machen zu lassen. Denn gerade im Wald könnten Pflanzen, welche heute als störend gelten, künftig durchaus wichtig sein, weil sie beispielsweise mit der Trockenheit besser umgehen können. «Gerade in Försterkreisen hat aufgrund teilweise massiver Probleme einheimischer Hauptbaumarten in den letzten Jahren ein Umdenken stattgefunden», sagt Lukas Denzler.

Weiterhin bekämpfen

In der Stadt Bern sieht man das anders. Da geht die Bekämpfung der Neophyten weiter. Bis jetzt hätten sich die neuen Pflanzen nicht ins heimische Ökosystem integriert, sagt Neophytenbekämpferin Rosmarie Kiener. In den nächsten Tagen schickt die Neophytenkoordinatorin deshalb wieder Zivildienstler in den steilen Hang. Der Auftrag: unbeliebte Pflanzen eliminieren.

Rendez-vous, 02.08.2023, 12:30 Uhr

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