Das Verhältnis zwischen Schweizer Banken und Auslandschweizern ist seit zehn Jahren sehr angespannt. Der Präsident der Auslandschweizer-Organisation, Remo Gysin, hat in dieser Zeit schon von vielen stossenden Fällen gehört: «Wir haben krasse Beispiele. Ich kann Ihnen ein Beispiel nennen von Simbabwe. Da wurden in 2. Generation nach Jahrzehnten in Zusammenarbeit mit der Credit Suisse das Konto von einem auf den anderen Tag in rüder Weise gekündigt».
Ob Wohnsitz Simbabwe, USA oder Frankreich: Bestehende Bankbeziehungen wurden nach der Finanzkrise gekappt, ungeachtet dessen, wie lange sie vor dem Umzug ins Ausland schon existierten – und ungeachtet der neuen Heimat. Probleme gibt es aber auch, wenn Auslandschweizer in der Schweiz ein neues Konto eröffnen möchten. Dafür verlangen die Banken mittlerweile hohe Einlagen oder saftige Gebühren.
Ich kann Ihnen ein Beispiel nennen von Simbabwe. Da wurden in 2. Generation nach Jahrzehnten in Zusammenarbeit mit der Credit Suisse das Konto in rüder Weise gekündigt
Hier hat die Auslandschweizer-Organisation ASO einen Durchbruch mit Signal-Charakter erzielen können, sagt Präsident Gysin. So biete die Genfer Kantonalbank ein massgeschneidertes Paket an für Auslandschweizer mit Finanz-Planung und Vermögensberatung.
Die Versprechen der systemrelevanten Banken
Vereinbart ist, dass das Konto auch nach dem Auswandern, also aus der neuen Heimat, eröffnet werden kann. Der Name des neuen Produkts: Expat-Banking. Florian Annoni von der Genfer Kantonalbank sagt dazu: «Wir haben jetzt unter dem Dach des neuen Expatbanking diese verschiedenen Kompetenzzentren zusammengefasst, damit wir die Möglichkeit haben, unseren Kunden das ganze Wissen zur Verfügung zu stellen».
Die Auslandschweizer-Organisation habe aber auch mit systemrelevanten Banken intensiv verhandelt, erklärt ASO-Präsident Remo Gysin. Das Ergebnis: Diejenigen Auslandschweizer, welche ein Konto hätten oder in der Schweiz eines vor der Auswanderung eröffnen wollten, würden vonseiten der Bank in Zukunft keine Schwierigkeiten mehr bekommen. Der Tatbeweis dafür stehe noch aus, sagt Remo Gysin. Doch er zeigt sich zuversichtlich. Zu den systemrelevanten Banken gehören UBS, Credit Suisse, Postfinance, Raiffeisen und die Zürcher Kantonalbank.
Das Erreichte sei ein erster Schritt hin zu normalisierten Bankbeziehungen, anerkennt derweil Jean-Paul Aeschlimann, der aus Monpellier zur Sitzung des Ausland-Schweizerrates angereist ist. Es müssten aber noch weitere Schritte folgen, fordert Ratskollegin Sabine Silberstein. Sie lebt seit über 20 Jahren in Singapur. «Wir hoffen sehr stark, dass die Genfer Kantonalbank eine Pionierrolle einnimmt und die übrigen Banken so rasch wie möglich nachziehen. Aber ganz zufrieden sind wir sicherlich noch nicht».
Wenn sie über weisses Geld und einen guten Leumund verfügen, sollen sie bei der Bank ihrer Wahl ein Konto eröffnen können, ohne dass die Gebühren dreimal so hoch sind, wie wenn sie in der Schweiz wohnen.
Silberstein will gleichlange Spiesse für Ausland- und Inlandschweizer. Zudem fordert sie die Banken auf, Auslandschweizer nicht mehr finanziell zu benachteiligen. «Wenn sie über weisses Geld und einen guten Leumund verfügen, sollen sie bei der Bank ihrer Wahl ein Konto eröffnen können, ohne dass die Gebühren gleich dreimal so hoch sind, wie wenn sie in der Schweiz wohnen».
ASO stösst bei Bundesrat auf taube Ohren
Davon ist die ASO noch weit entfernt. Immerhin hat sie mit direkten Kontakten zu den sogenannt systemrelevanten Banken der Schweiz auf ihre Anliegen aufmerksam gemacht und parallel dazu mit politischen Vorstössen im Parlament die Debatte weitergeführt. Bisher allerdings wollten weder Bundesrat noch Parlament die systemrelevanten Banken dazu verpflichten, die fast 800'000 Auslandschweizer gleich zu behandeln, Schweizer im Inland.