Vor zwei Monaten belohnte die SBB ihre treusten Kundinnen und Kunden mit Gutscheinen im Wert von 120 Franken. Darunter findet sich ein 30-Franken-Gutschein für Europareisen. Doch dieser hat einen Haken: Er ist nur am Schalter einlösbar, nicht aber online. Am Schalter verlangen die SBB aber Bearbeitungsgebühren: zehn Franken pro Person.
Das finde ich stossend und nahe der Bauernfängerei.
Ein Hörer, der zu zweit von Zürich nach Mailand reisen und den Gutschein dafür nutzen wollte, ärgert sich gegenüber «Espresso»: «Dieser Gutschein ist beinahe wertlos. Das finde ich stossend und nahe der Bauernfängerei.»
Kommentar vom 29.05.18
Der Preisüberwacher ist alarmiert
Anderen GA-Besitzern stossen diese Bearbeitungsgebühren ebenfalls sauer auf. Einige haben sich bei Preisüberwacher Stefan Meierhans beschwert. Auch er selbst kritisiert «die dreiste Vorgehensweise der SBB. Dieser Gutschein muss einen Wert von 30 Franken haben – nicht weniger.»
Es ist ernüchternd.
Das sind klare Worte von Preisüberwacher Stefan Meierhans. Kein Wunder, schliesslich hat die SBB die Gutscheine im Frühling auf seinen Druck hin eingeführt. Der Preisüberwacher forderte nämlich, dass die treuen GA-Besitzer auch einmal von Rabatten profitieren. Er beanstandete zudem die Billett-Preise der SBB, die teils unverhältnismässig teuer seien und kritisierte, dass die SBB zu viel Gewinn mache.
Das ewige Dossier
Mit der Einführung der Gutscheine freute sich der Preisüberwacher, das SBB-Dossier für dieses Jahr schliessen zu können. Rund zwei Monate später hält es Meierhans bereits wieder auf Trab. «Es ist ernüchternd», seufzt er.
Die SBB indes verteidigt ihren Gutschein: Dieser habe durchaus 30 Franken Wert. Es handle sich bei den Bearbeitungsgebühren um die sogenannte Auftragspauschale. Diese Gebühr bezahlen alle Kunden am Schalter, die eine Reise ins Ausland buchen, teilt die SBB mit.
Wer online bucht, muss keine Gebühren bezahlen. Gerade bei einer Reise von Zürich nach Mailand wäre dies ein Leichtes gewesen.
Online fallen die Gebühren weg
Tatsächlich kommen diese Bearbeitungsgebühren dazu, wenn man eine internationale Reise am Schalter bucht. Doch wer dies online tut, muss keine Gebühren bezahlen. Gerade bei einer Reise von Zürich nach Mailand, wie sie der Hörer plante, wäre dies ein Leichtes gewesen.
Warum ist der Gutschein online denn nicht einlösbar? Das habe technische Gründe, erklärt die SBB: «Weil viele internationale Reisen wegen fehlender Schnittstellen zu andern Bahnen noch nicht online gebucht werden können, wären Online-Gutscheine nicht kundenfreundlich.» Anders gesagt: Die Buchungsplattformen sind online zu wenig miteinander vernetzt.
Eine Frage der Zeit
Trotzdem fordert Preisüberwacher Stefan Meierhans von der SBB eine andere Lösung. Entweder müsse der Gutschein online einlösbar sein oder die SBB zeige sich am Schalter kulant und verzichte auf die Bearbeitungsgebühren. «Man kann den Leuten doch nicht den Speck durch den Mund ziehen und sie danach an der Nase herumführen.» Deshalb sei er im Gespräch mit der SBB – um «aufzuräumen», wie Meierhans sagt.
Die SBB arbeitet gemäss eigenen Aussagen an einer Online-Lösung. Wann diese fertig ist, könne sie noch nicht sagen. Viel Zeit bleibt aber nicht: Der Gutschein ist nämlich bis Ende Jahr befristet. Läuft er ab, hätte sich das Problem für die SBB von alleine gelöst.