Im letzten Jahr haben die zwischenmenschlichen Kontakte abgenommen – nicht so der Kontakt mit einer anderen Spezies: den Zecken. Doppelt so viele Sichtungen gingen über eine Zecken-App ein. Die ganze Schweiz bis auf die Kantone Genf und Tessin ist erklärtes Zecken-Risikogebiet. Das liegt laut dem Forscher Werner Tischhauser nicht an mehr Zecken, sondern an mehr Menschen im Wald. Die Parasiten profitieren von der neu entdeckten Liebe zur Natur.
Mit den Zecken-Kontakten nehmen auch Erkrankungen zu, wie die Frühsommer-Meningoenzephalitis (kurz FSME) – eine Virus-Erkrankung, die etwa zur Hirnhautentzündung führen kann. Lagen die FSME-Fälle 2019 noch im Mittelfeld, gab es im letzten Jahr so viele Krankheitsmeldungen wie noch nie.
Dabei gäbe es gegen die Virus-Erkrankung (anders als der auch von Zecken verursachten Borreliose) eine Impfung. Immer mehr Leute machten in den letzten Jahren davon Gebrauch – bis 2020. So gingen die Impfungen im letzten Jahr gar um 25 Prozent zurück. «Die Leute sind weniger zum Arzt, hatten Angst, sich dort mit Covid anzustecken», so die Infektiologin Andrée Friedl.
Heute spielt wohl noch ein anderer Faktor eine Rolle: Kann man sich gegen Covid und gegen FSME impfen lassen? Oder ist das eine Zumutung für unser Immunsystem? Nein, meint die Infektiologin. Unser Immunsystem werde gut mit beiden Impfungen fertig. «Man könnte grundsätzlich die Impfungen gleichzeitig machen. Wir trennen es zeitlich, damit wir wissen, welche Impfung welche Nebenwirkungen verursacht.» So wird in der Schweiz zwischen der Corona-Impfung und einer anderen Impfung eine Woche gewartet.
Eine FSME-Impfung steht also dem Schutz vor Covid nicht im Weg. Und wer gerade jetzt gerne ins Grüne flüchtet, sollte einen Blick ins Impfbüchlein werfen. Alle 10 Jahre sollte die FSME-Impfung nämlich aufgefrischt werden.