73 Liter Milch trinken Herr und Frau Schweizer jährlich pro Kopf. Auch zukünftig soll diese Milch nachhaltig und aus der Heimat sein. Doch der hohe Standard hat seinen Preis: «Wir haben diverse Mehrwerte auf Schweizer Milch, mit denen wir uns vom Ausland abheben», sagt Hanspeter Kern, Präsident der Schweizer Milchproduzenten. Diese Mehrwerte hätten die Produzenten Geld gekostet, und das solle abgegolten werden.
An der heutigen Delegiertenversammlung verlangten die Schweizer Milchproduzenten einen neuen einheitlichen Branchenstandard. Den Bauern soll dieser Standard drei Rappen mehr pro Liter Milch in die Kasse bringen.
Verschiedene Gütesiegel stiften Verwirrung
Das bedeutet Mehrkosten für Grossverteiler wie Coop und Migros. Diese verweisen auf ihre eigenen Nachhaltigkeitslabels, für welche die Milchbauern schon jetzt entschädigt werden. Denn Gütesiegel für einen bestimmten Standard sind zahlreich, beispielsweise Wiesenmilch, Bio- oder Heumilch. «Solche Labels machen es dem Konsumenten nicht leicht», sagt Eva Hirsiger, Projektleiterin Organisation Praktischer Umweltschutz. Sie überprüft regelmässig Gütesiegel auf deren Inhalt. In der Schweiz gebe es bereits über 70 Lebensmittellabels. Für den Konsumenten sei es schwierig, den Überblick zu behalten, sagt Hirsiger.
Die Milchproduzenten verteidigen den neuen Standard. Er garantiere Qualität aus der Schweiz. Das schätze auch der Konsument, sagt Kern: «Alle Umfragen haben ergeben, dass der Konsument bereit ist, Leistungen, die der Produzent zusätzlich erbringt, zu bezahlen.»
Konsument hat die Qual der Wahl
Kriterien für nachhaltige Milch legt die Branchenorganisation für Milch (BOM) fest: So müssen zum Beispiel die Milchkühe zweimal täglich gemolken werden und Milchkuhfutter darf weder Palmöl noch Palmfett enthalten.
Wieviel soll also ein «fairer» Standard kosten? Am zweiten Mai wird die Delegiertenversammlung der BOM über die Preiserhöhung und die Kriterien für nachhaltige Milch entscheiden. Dem Konsumenten bleibt am Schluss vor allem eines: noch mehr Auswahl.