Mit keinem Land pflegt Liechtenstein so intensive Wirtschaftsbeziehungen wie mit der Schweiz. 39'000 Einwohnerinnen und Einwohner zählt der kleinste Staat im deutschsprachigen Raum. Die konstitutionelle Monarchie ist ein Kleinstaat mit Erfolg. Nirgendwo weltweit trägt jeder Beschäftigte soviel zum Bruttoinlandprodukt bei: 202'000 Franken.
22'000 pendeln täglich ins Ländle
Ohne die Schweiz und Österreich wäre dies nicht möglich, 22'000 Menschen pendeln täglich in den Kleinstaat, wie Ökonom Andreas Brunhart vom Liechtenstein-Institut erklärt: «Die Zupendler machen 56 Prozent der Beschäftigung in Liechtenstein aus. Sehr viele hochqualifizierte Arbeitskräfte, ohne deren Know-how die liechtensteinische Volkswirtschaft nicht denkbar wäre.»
Es sei die Offenheit Liechtensteins, die für den Erfolg verantwortlich sei, so Brunhart: Autonom, unabhängig, souverän auf der einen Seite. Aber auch partnerschaftlich, lösungsorientiert, mit dem Blick nach vorne gerichtet.
Der Spagat – nicht immer einfach
Liechtenstein, das mit der Schweiz seit 1924 mit einem Zollvertrag eng verbunden ist, sitzt gleichzeitig im EWR mit den grossen Ländern an einem Tisch. Und das schon seit 26 Jahren.
Was laut Brunhart nicht immer einfach ist: «Es ist manchmal ein schwieriger Spagat, wenn man sich gleichzeitig nicht nur in zwei Wirtschaftsräumen, sondern auch in zwei Rechtsräumen bewegt.» Umso grösser das Rechts- und Regulierungsgefälle zwischen EU und Schweiz sei, umso schwieriger werde für Liechtenstein der Spagat. Der Fünfer und das Weggli hätten also auch eine Kehrseite.
Wahlen ohne Einfluss auf Beziehungen
Weil diese Zusammenarbeit mit der EU und der Schweiz eingespielt sei, hätten die Wahlen keine Auswirkungen auf die Wirtschaftsbeziehungen, sagt Brunhart. Auch das Fürstenhaus garantiere Kontinuität. Fürst Hans-Adam hatte sich schon 1970 für eine weltoffene Aussenpolitik mit der Schweiz als wichtigstem Partner ausgesprochen.
Daran habe sich nichts geändert, sagte der Fürst beim letzten Staatsfeiertag: «Der europäische Markt ist gerade für unsere Industrie, aber auch für den Dienstleistungssektor ein ganz wichtiger Faktor. Das hat auch dazu beigetragen, dass mit der EWR-Mitgliedschaft bei gleichzeitiger Aufrechterhaltung der Verträge mit der Schweiz dieser Boom hier entstanden ist.»
Segen für die Ostschweiz
Bei der Industrie- und Handelskammer St. Gallen-Appenzell ist Direktor Markus Bänziger überzeugt, dass es keine Kehrtwende bei den Wirtschaftsbeziehungen geben wird – auch wegen dem Fürstenhaus. Das Fürstenhaus habe ein spürbares Gewicht gerade in der Aussenpolitik: «Das gibt natürlich Stabilität, wenn man über Jahrzehnte dieselben personellen Konstellationen vorfindet.»
Diese Stabilität sei sowohl für die Schweiz als auch für Liechtenstein ein Erfolgsrezept, so Bänziger: Die Ostschweiz und die ans Fürstentum angrenzenden Gebiete profitierten massgeblich von dieser Wirtschaftsmacht. Die enge Verflechtung im Arbeitsmarkt mit 12'000 Schweizer Pendlerinnen und Pendlern täglich generiere Wertschöpfung auf beiden Seiten. Die ganzen Zulieferketten stärkten die ganze Wirtschaftsregion Ostschweiz massgeblich.
Vielleicht ist dies auch ein Grund, weshalb das Interesse an den Liechtensteiner Wahlen selbst in der Ostschweiz mässig ist. Denn an den Wirtschaftsverflechtungen wird sich nichts ändern.