Für seinen kleinen Handelsbetrieb hat ein «Espresso»-Hörer verschiedene Schalt- und Alarmanlagen beim Elektronikhändler Conrad gekauft. Die Geräte melden ihm zum Beispiel per SMS, wenn im Lager die Temperatur nicht stimmt oder ein Feuer ausbricht. «Für alle Geräte zusammen inklusive Installation habe ich rund 5000 Franken bezahlt», erzählt der Hörer. Für seinen Sechs-Mann-Betrieb eine ziemliche Investition.
Kurz nach dem Kauf erhält der Unternehmer einen Brief von der Swisscom: «Darin stand, dass ich die Geräte nur noch bis Ende 2020 brauchen könne, weil dann das 2G-Mobilfunknetz abgeschaltet werde.» Sein Problem: Die Geräte kommunizieren über das 2G-Mobilfunknetz, eine Aufrüstung auf 4G ist nicht möglich. Er ärgert sich, dass der Elektronikhändler Conrad ihn vor dem Kauf nicht darauf hingewiesen hat, dass die Geräte nur noch ein gutes Jahr funktionieren. «Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich natürlich andere gekauft.»
Conrad: «Kunden selber verantwortlich»
Conrad will von einer Informationspflicht gegenüber den Kunden zur Abschaltung von 2G nichts wissen: «Grundsätzlich ist es nicht unsere Aufgabe, über solche Technologieänderungen zu informieren. Inzwischen ist allgemein bekannt, dass das 2G-Mobilfunknetz abgeschaltet wird. Unsere Artikel sind alle gekennzeichnet, mit welcher Technologie sie laufen. Es besteht immer noch eine gewisse Nachfrage nach diesen Produkten, darum bieten wir sie weiter an. Wir bewerben sie allerdings nicht mehr aktiv.» Am Ende sei aber der Kunde selber für seine Produktwahl verantwortlich.
Auch Liftnotrufe laufen auf 2G
Die Abschaltung vom 2G-Mobilfunknetz bringt nicht nur den «Espresso»-Hörer in die Bredouille. Auch bei geschätzten 10’000 Liften in der Schweiz ist das Notrufsystem mit einer 2G-Mobilfunkverbindung ausgerüstet. «Diese Notrufsysteme müssen umgerüstet werden», sagt Silvia Glaus vom Verband der Schweizer Aufzugsunternehmen.
Und eben: Auch viele Alarmanlagen laufen über 2G. Und das stellt die Branche vor ein Problem: «Eine Alarmanlage hat derzeit eine Lebensdauer von mehr als zehn Jahren. Im Gegensatz dazu entwickelt sich die Mobilfunktechnologie rasant. So verkürzt sich auch die Lebensdauer einer Alarmanlage», heisst es vom Verband der Sicherheitsbranche.
Betroffen sind auch Besitzer von Ferienwohnungen mit ferngeschalteten Heizungen. Diese Fernschaltungen laufen oft über das 2G-Netz.