Das Motto an der Fussball-Europameisterschaft heisst momentan: «Siegen oder heim fahren». Die Fussballer müssen in der K.O.-Phase der EM Nerven aus Stahl haben. Die Ballkünstler scheinen aber nicht die einzigen zu sein mit Lust auf Nervenkitzel: Sportwetten sind in der Schweiz beliebt wie noch nie.
Swisslos, die Betreiberin der Plattform Sporttip, schreibt Rekordumsätze. «Den höchsten Umsatz pro Tag beim Sporttip verbuchten wir am Tag des Spiels Schweiz gegen Frankreich. Und auch am letzten Freitag, als die Schweiz gegen Spanien und Italien gegen Belgien spielten, waren die Umsätze sehr hoch», sagt Willy Mesmer, Mediensprecher bei Swisslos.
Den höchsten Umsatz pro Tag beim Sporttip schrieben wir am Tag des Spiels Schweiz gegen Frankreich.
Man könnte meinen, Elfmeter-Krimis wie gegen Frankreich und Spanien strapazierten die Nerven schon genug. Doch auch Fans, die zuvor nicht gewettet haben, scheint der Grossanlass zum Wettspiel angestachelt zu haben.
Lukrativeres Angebot im Ausland
Europameisterschaften finden zwar schon seit Jahrzehnten statt. Aber die Frage stellt sich nun: Wieso fallen die Wettspiel-Rekorde auf das Jahr 2021?
Der Höhenflug der Schweizer Nationalmannschaft hat sicher dazu beigetragen. Zudem sei das Spielen bei Sporttip bei dieser EM attraktiver gestaltet, sagt Mesmer. Das treibe das Wettfieber an. «Es ist die erste EM, bei der wir Live-Wetten anbieten können. Das durften wir bei vorhergehenden Ausgaben der EM oder WM nicht», erklärt der Swisslos-Sprecher.
Es ist die erste EM, bei der wir Live-Wetten anbieten können.
Verglichen mit dem Ausland zeigt sich aber: Das Angebot in der Schweiz ist weniger umfangreich. So sind beispielsweise die Gewinnquoten bei Sporttip oftmals tiefer als bei ausländischen Anbietern. Und gewisse Wetten werden gar nicht erst angeboten.
Laut Swisslos hat das Gründe: «Im Gegensatz zu vielen privaten Anbietern im Ausland machen wir immer noch rund zwei Drittel unseres Geschäfts auf dem terrestrischen Kanal. Wir haben Verkaufsstellen, die eine Detailhandelsprovision verlangen. Das geht von der Ausschüttungsquote weg.»
Zudem tippten in der Schweiz mehr Personen auf ein erfolgreiches Abschneiden der Nati. Das treibe die Quote für Schweizer Erfolge hierzulande zusätzlich in die Tiefe.
Monopolstellung von Swisslos
Dem Geschäft scheinen diese Nachteile nicht zu schaden. Swisslos profitiert nämlich davon, dass ausländische Wettanbieter wie Bwin oder Interwetten in der Schweiz nicht mehr aktiv sein dürfen. Das neue Geldspielgesetz hat der ausländischen Konkurrenz den Zugang erschwert und Swisslos eine Monopolstellung bei Sportwetten verschafft.
Das ist keine Fehlentwicklung, sondern so gewollt. Für Manuel Richard, den Direktor der Interkantonalen Geldspielaufsicht, hat das neue Geldspielgesetz einen doppelten Zweck: «Einerseits will man die Erträge aus dem Geldspiel in der Schweiz halten, anderseits will man die Schweizer Bevölkerung schützen vor den Gefahren des Geldspieles. Beides erreichen wir mit der Konzentration auf wenige Schweizer Angebote. Das ist uns gerade bei den Sportwetten sehr gut geglückt.»
Der Auftrag der Swisslos ist, Geld für die Gemeinnützigkeit zu erwirtschaften.
Doch das Monopol ist durchaus gerechtfertigt: «Der Auftrag von Swisslos ist, Geld für die Gemeinnützigkeit zu erwirtschaften. Pro Jahr sind das fast eine halbe Milliarde Franken. Ein Teil dieses Geldes geht wieder in die Sportförderung», sagt Richard.
Gerechtfertigt oder nicht: Tippen und mitfiebern – in der Schweiz geht das nur bei Swisslos. Das hat den Nachteil eines weniger umfangreichen Wettangebots. Dafür könnten spielsuchtgefährdete Menschen besser geschützt werden und die Erlöse blieben für einen gemeinnützigen Zweck im Land.