Das Wichtigste in Kürze
- Der Bundespräsident soll nicht zur Fussball-WM in Russland reisen.
- Das fordern Grünenpräsidentin Regula Rytz und SP-Nationalrat Fabian Molina.
- Grossbritannien und Island schicken keine Politiker ans Turnier.
- Auch im Europaparlament ist der Boykott ein Thema.
Für Regula Rytz, Präsidentin der Grünen Partei, ist klar: Der Bundespräsident soll nicht an die Fussballweltmeisterschaft nach Russland reisen. Menschen-, Minderheiten- und Oppositionsrechte seien durch die Politik des russischen Präsidenten Wladimir Putin in Gefahr. «Das darf man nicht legitimieren, da braucht es eine klare, auch symbolische Distanz», sagt Rytz.
Gleicher Meinung ist SP-Nationalrat Fabian Molina: «Man sollte sich bewusst sein, dass die WM von Putin auch als Propaganda-Inszenierung missbraucht wird.» Die Schweiz soll nicht Teil davon sein, fordert Molina.
Mehrheit gegen Boykott
Mehrheitsfähig ist diese Haltung nicht. Die meisten Parlamentarier stehen einem Boykott skeptisch gegenüber. So auch die Präsidentin der aussenpolitischen Kommission, CVP-Nationalrätin Elisabeth Schneider-Schneiter: «Ich freue mich, dass die Schweizer Fussballer an der WM teilnehmen. Und es freut mich, wenn unsere Regierungsmitglieder die WM besuchen. Sport ist grundsätzlich völkerverbindend und es ist falsch, aus politischen Gründen zu boykottieren.» Sport und Politik müsse man strikt trennen, so Schneider-Schneiter.
Und werden Bundesräte zur WM reisen? Die Bundeskanzlei teilt der «Rundschau» mit, am Eröffnungs- oder am Finalspiel sei keine Anwesenheit von Bundesräten vorgesehen. Möglicherweise würden Bundesratsmitglieder in Russland Gruppenspiele der Schweiz besuchen.
Zwei Staaten haben sich bisher zum Boykott bekannt. Grossbritannien und Island schicken keine Politiker ans Turnier. Hintergrund ist der Giftanschlag auf den ehemaligen Doppelagenten Sergej Skripal Anfang März in England. Auch im Europaparlament ist der Boykott Thema: In einem offenen Brief fordern 60 Abgeordnete, dem Beispiel der beiden Staaten zu folgen.
Erfolgsautor fordert Boykott
Doch nicht nur Politiker äussern sich zum Thema. Auch der russische Schriftsteller Michail Schischkin plädiert für einen Boykott. Damit könnten demokratische Länder für ihre Werte einstehen, so Schischkin. «Ich bin der Meinung, man muss ein Zeichen setzen. Wenn wir dieses Zeichen nicht setzen, dann heisst das: wir machen mit.»
Schischkin lebt schon seit mehr als zwanzig Jahren in der Schweiz. In Russland sind seine Bücher Bestseller. Wegen seiner regierungskritischen Haltung war er seit vier Jahren nicht mehr in seiner Heimat.
Putin unbeeindruckt
Präsident Putin lassen die Boykottaufrufe kalt. Die Frage eines politischen WM-Boykotts interessiere ihn überhaupt nicht, teilt sein Sprecher mit.
Die russische Parlamentarierin und frühere Eisschnelllauf-Olympiasiegerin Swetlana Schurowa kann einem politischen Boykott sogar etwas Positives abgewinnen.
«Es wird damit weniger Absperrungen und weniger Sicherheitsvorkehrungen geben. Für die einfachen russischen und ausländischen Fans ist dieser Boykott also nur positiv. Je weniger VIP, desto einfacher.»