Wer aus dem Ausland kommt und an der ETH in Zürich oder Lausanne studieren will, muss künftig dreimal höhere Gebühren bezahlen als Studentinnen und Studenten aus dem Inland. Das hat der Nationalrat mit 134 zu 61 Stimmen beschlossen. In der Debatte argumentierten die Befürworter der höheren Studiengebühren stets mit dem Vergleich mit dem Ausland. An Spitzenuniversitäten wie Oxford (GB) oder Stanford (USA) lägen die Gebühren um das bis zu 40-fache höher, sagte der Berner SVP-Nationalrat Lars Guggisberg.
Von Seiten der Gegner warnte der Grüne Fabien Fivaz davor, dass die höheren Studiengebühren für die angespannte Finanzlage der ETH keine Lösung seien. Die geschätzten Mehreinnahmen von rund 25 Millionen Franken würden nicht einmal ein Prozent des ETH-Budgets ausmachen. Man wolle lieber die besten Köpfe und nicht die reichsten, sagte ETH-Ratspräsident Michael Hengartner gegenüber SRF. Auch der ETH-Rat hatte sich im Vorfeld gegen die Gebührenerhöhung ausgesprochen.
Höhere Gebühren für ausländische Studierende keine Seltenheit
Tatsächlich machen Studiengebühren nur einen kleinen Teil der Budgets der Universitäten aus. Das hat ein 2019 im Auftrag des Hochschulrates erstellter Bericht gezeigt. Im Schnitt betragen die Gebühren an Schweizer Hochschulen 1100 Franken pro Semester und sind im internationalen Vergleich moderat. Die ETH liegt mit bisher 730 Franken pro Semester sogar unter dem Schweizer Durchschnitt.
Höhere Gebühren für Studierende aus dem Ausland, sogenannte Bildungsausländer, sind schon vor dem Entscheid des Nationalrates keine Seltenheit. Rund die Hälfte der Schweizer Hochschulen stellt Bildungsausländern höhere Studiengebühren in Rechnung.
Gute Erfahrungen in St. Gallen
Am deutlichsten die Universität St. Gallen und die Università della Svizzera Italiana in Lugano. An der HSG kostet ein Master für Bildungsausländer 3329 Franken, für Inländer hingegen 1429 Franken. Damit wurden gute Erfahrungen gemacht, wie es auf Anfrage von SRF heisst.
Auf Bachelor- und Masterstufe führten die höheren Studiengebühren zu Mehreinnahmen von fünf Millionen Franken. Die höheren Studiengebühren hätten nach der Einführung 2014 auch nicht zu einem Rückgang der ausländischen Studierenden geführt. An der HSG gibt es eine Zulassungsbeschränkung, eine sogenannte Ausländerquote.
Meinung der Studenten gemischt
An der ETH Lausanne (EPFL), die mit 60 Prozent den höheren Ausländer-Anteil als die ETH Zürich (40 Prozent) aufweist, gehen die Meinungen zu den unterschiedlichen Tarifen auseinander. Umweltwissenschafts-Student Nico findet es «eher eine schlechte Massnahme». Denn Bildung müsse für alle zugänglich sein.
Mamoun aus Marokko findet eine Erhöhung von 730 auf knapp 2200 Franken noch nicht übertrieben. «2000 Franken, das bleibt bezahlbar, an anderen Universitäten sind die Studiengebühren viel höher, dort zahlt man so viel für die Lehrmittel.» Er ist nicht mehr von den höheren Studiengebühren betroffen. Die künftigen ETH-Studenten werden zwar mehr bezahlen müssen als heute, aber weniger als in anderen Ländern.